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KommentarRichtig helfen

■ Brücke der Hoffnung ohne Helfersyndrom

In Izmit stapeln sich abgetragene Pullover aus Hilfssammlungen, an der türkischen Grenze vergammeln Lebensmittel, die für die Opfer des verheerenden Erdbebens gedacht waren. Dass Menschen, die um ihre Verwandten fürchten, etwas tun wollen, ohne dreimal kritisch nachzufragen, wie ihre Hilfe über den weiten Weg ans Ziel und dort auch ankommen kann, ist verständlich.

Aber es scheint nicht so einfach, so zu helfen, dass nicht nur die Spender sich dabei gut fühlen. Schön, dass wenigstens eine Bremer Mini-Organisation angesichts der Not einen kühlen Kopf bewahrt.

Die „Brücke der Hoffnung“ hat sich nicht aufgedrängt, sondern sie wurde von der türkischen Gemeinde angesprochen. Jetzt arbeitet sie für die Opfer in der Türkei genau so solide, wie sie es für die Menschen in Bosnien getan hat. Sie recherchiert vorort und sucht sich verlässliche Partner. Sie schickt nicht wahllos irgendwelche Hilfsgüter irgendwohin. Das macht sich gut im Fernsehn, aber hilft nicht Betroffenen. Und es frustiert die, die mit ihrem Geld etwas bewegen und sich nicht nur ein bisschen Seelenfrieden erkaufen wollen.

Die großen Verbände, die sich anscheinend bei ihrem emsigen Gehelfe gegenseitig auf die Füße treten, sollten sich beschämt ein Beispiel daran nehmen, wie man auch ohne teuren Verwaltungsapparat und professionelle Spendensammler gute Arbeit machen kann. Lars Reppesgaard

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