: SPD-Programme
Leipzig 1863. Das „Arbeiterprogramm“ des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins Lassalles lehnt Bündnisse mit liberalen Kleinbürgern ab, fordert Produktionsgenossenschaften.
Eisenach 1869. Die von August Bebel und Karl Liebknecht gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei fordert die Abschaffung der Klassenherrschaft und den „freien Volksstaat“. Im Gegensatz zu den Lassallianern sah sie im täglichen Klassenkampf eine Möglichkeit, die Lage der Arbeiterschaft zu verbessern.
Gotha 1875. Vereinigungsprogramm der „Lassallianer“ und „Eisenacher“. Trotz der Übernahme marxistischer Positionen in der Analyse des Kapitalismus lehnen Marx und Engels das Programm als gleichzeitig opportunistisch und sektierisch ab.
Erfurt 1891. Im theoretischen Programmteil übernimmt die SPD die Analyse von Marx. Im praktischen Teil finden sich soziale und demokratische Forderungen, für die im Kaiserreich gekämpft werden soll. Die erstrebte demokratischen Republik wird mit Rücksicht auf die legalen Wirkungsmöglichkeiten nicht benannt.
Leipzig 1919. Die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) bekennen sich zur Diktatur des Proletariats und beschließen, die Vereinigung mit der KPD in Gang zu setzen.
Görlitz 1921. Das neue Programm macht mit der Definition der SPD als „Partei des arbeitenden Volkes in Stadt und Land“ einen Schritt in Richtung linke Volkspartei, hält aber am Klassenkampf fest.
Heidelberg 1925. Rückgriff auf das Erfurter Programm. Thematisierung des Einflusses, den das Finanzkapital auf den Staat ausübt. Erstmals Bekenntnis zu den Vereinigten Staaten von Europa.
Prag 1934. Das Exilmanifest bekennt sich zum revolutionären Sozialismus und zum Sturz des Hitlerregimes.
Bad Godesberg 1959. Siehe Haupttext.
Berlin 1989. Unter Beibehaltung der Godesberger Grundwerte starke Annäherung an ökologische Positionen. Theoretischer Vorstoß zu einer Neudefinition des Arbeitsbegriffs.
Leipzig 1990. Die DDR-Sozialdemokraten verabschieden sich vom „demokratischen Sozialismus“ und stellen die Wertorientierungen einer „sozialen Demokratie“ in den Vordergrund.
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