: Jagdszenen
Wer Fledermäuse aufspüren will, braucht vor allem Geduld. Heute ist „Bat-Night“ ■ Von Uta Caspary
Ein kleiner Teich schimmert im Dunkeln, Tausende von Insekten schwirren über der Wasserfläche. „Da, da!“ rufen gleichzeitig mehrere aufgeregte Stimmen: Ein schwarzer Schatten hat in Sekundenschnelle den hellen Lichtkegel des Scheinwerfers durchquert. Und nochmal. „Eine Wasserfledermaus“, stellen die Experten sofort fest. Denn nur diese greift so dicht über dem Wasser ihre Insektenbeute ab. „Bißchen zackiger wie–n Schmetterling“, beschreibt Ralph Jüttner den Flug der Fledermaus.
Bei der Spätvorstellung für Fledermaus-Faszinierte muss man schon ein bißchen Geduld mitbringen. Im Wandse-Tal in Tonndorf sind dreißig Erwachsene und sieben Kinder den einzigen Säugern auf der Spur, die mit den Händen fliegen, mit den Ohren sehen und mit dem Kopf nach unten schlafen. „Wir sind hier nicht im Zoo“, stellen die Exkusionsleiter von der Hamburger Fledermausschutzgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) gleich zu Beginn klar – in freier Wildbahn unterliegt die Trefferquote dem Zufall.
Damit man die lautlosen Nachttiere überhaupt beobachten kann, haben die ehrenamtlichen Fledermauskundler ihren Leiterwagen mit einer großen Lampe, die per Autobatterie gespeist wird, beladen. Außerdem sind sie mit einem Bat-Detektor ausgerüstet, ein elektronisches Gerät, das die Ultraschallaute hörbar macht. Nur so kann man die einzelnen Arten unterscheiden.
„Fledermäuse gleichen ihr Sichtdefizit dadurch aus, dass sie für uns meist unhörbare Laute ausstoßen, deren Echo ihnen Informationen über ihre Umgebung liefert“, erklärt Experte Thoralf Hooghoff. Elf Fledermausarten leben in Hamburg und Umgebung; in ganz Deutschland sind es nochmal so viele – und alle stehen auf der Roten Liste. Hauptgrund für die Bedrohung der sensiblen Flattertiere ist die Zerstörung ihres Lebensraumes. Eine einzige Fledermaus kann im Verlauf eines Sommers bis zu einem Kilo Insekten vertilgen – (Tier-) Blut steht nur bei drei südamerikanischen Arten auf dem Speiseplan.
Bevor sich die heimlichen Nachtjäger ab Oktober in Höhlen und Keller zum Winterschlaf verkriechen, feiern FledermausfreundInnen heute die dritte „European Bat Night“. Viele Infos und Führungen zu Fledermäusen gibt es dann ab dem 29. August bis zum 17. September im Rahmen der Edutainment-Reihe „Jäger der Nacht – Faszination Fledermäuse“, die vom Nabu-Landesverband Hamburg zusammen mit dem Magazin GEO und Cinemaxx initiiert wird. Am Sonntag, den 29. August findet um 11 Uhr im Cinemaxx, Dammtordamm 1, die Eröffnungsmatinée statt. Infos beim Nabu, Habichtstraße 125, Tel.: 040/ 69 70 89-12, Online: http://lbs.hh.schule.de/umwelterz/nabu.html.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen