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„Money, money, money“

■ Auf der internationalen Produzentenkonferenz in Babelsberg wollten die deutschen Produzenten von den Amerikanern nur eines

„Was wollen die deutschen Produzenten eigentlich von uns“, fragt Catherine Malatesta, Senior Vice President von Warner Brothers. Leise tönt es aus dem Publikum: „Money, money, money.“ So viel zum deutschen Beitrag auf der internationalen Produzentenkonferenz, die seit Mittwoch in Babelsberg stattfindet.

Dabei war das Programm spannend: „Film und Fernsehproduktion im internationalen Kontext“ war das Thema des ersten Tages. ReferentInnen von Warner Brothers, BBC, Columbia Tristar, von Telefilm Canada und anderen stellten ihre Firmenstrategien in Deutschland vor. Sie haben in Babelsberg alle schon einen Fuß in der Tür: Warner Bros. produzierte zusammen mit der Ufa zwei Fernsehfilme. Columbia Tristar, die Filmtochter von Sony, eröffnet eine Depandance in Babelsberg. Die amerikanischen Majors können hier viel billiger für den deutschen Markt – immerhin den zweitgrößten der Welt – produzieren als in Hollywood, wo die Produktionskosten jedes Jahr um 25 Prozent steigen.

Die Babelsberger rieben sich angesichts des sichtbaren Interesses der amerikanischen Majors erfreut die Äuglein. Auf Vorschläge zur weiteren Zusammenarbeit warteten die Amerikaner allerdings vergeblich. Das lag vor allem an der Einladungspolitik des Studios Babelsberg: Von den neuen großen deutschen Film-AGs, wie Senator Film aus Berlin oder Constantin aus München war niemand eingeladen worden. Dabei sind es gerade diese Firmen, die das deutsche Filmbusiness auf den Kopf stellen, sich überall einkaufen und Konzerne aufbauen nach dem amerikanischen Majors-Prinzip. So trafen auf dieser Konferenz hauptsächlich Produzenten zusammen, die eh schon zusammenarbeiten.

Interessanter war da schon eine Meldung, die während der Tagung herauskam: Das fx.Center in Babelsberg hat einen neuen Betreiber, die Berliner Multimediafirma Artemedia. Das für 104 Millionen Mark erbaute Hightechzentrum war vor zwei Monaten pleite gegangen, obwohl es zu 90 Prozent mit Geldern der EU und aus Landesmitteln finanziert war – erst waren Handwerkerrechnungen nicht bezahlt worden, und dann entdeckte die Investitionsbank Brandenburg auch noch ein 2,5 Millionen Mark großes Abrechnungsloch. Der ursprüngliche Betreiber des fx.Centers, die company b, existiert nicht mehr. Ein Konkursverwalter versucht jetzt, mit dem Eigentümer, dem Europäischen Filmzentrum Babelsberg (EZB), der Landesbank und dem neuen Betreiber, der Artemedia, das Center zu erhalten und die Zahlungsausfälle abzudecken.

Nur acht kleine Multimediafirmen haben es im fx.Center ausgehalten. Diese Woche flatterte ihnen ein Schreiben auf den Tisch, dass zum 31. August der Strom abgeschaltet werde – egal ob sie nun gerade in einer Produktion stecken oder nicht. Sie forderten auch sofort von Artemedia klare Aussagen zur Zukunft des Centers. Geschäftsführer Andreas Vorsteher tat jedoch lieber seine Vision kund: „Babelsberg hat den Mythos, was fehlt ist der Sexappeal. Den wollen wir schaffen.“

Das Konzept, mit dem sich Artemedia um die Betreibung des fx.Center beworben hatte, beschrieb die Funktion des Centers als Netzwerk. Außerdem will Artemedia seine gesamte Filmschiene nach Babelsberg auslagern. Die Investitionsbank ist einverstanden und gibt auch ein Darlehen zur Liquiditätsschaffung in Höhe von zwei Millionen Mark. Insgesamt müssen nochmal zehn bis 15 Millionen Mark investiert werden. Hat das Sexappeal? Antje Heinrich

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