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Serbe bestreitet Völkermord-Vorwurf

■ In München hat der Prozess gegen Djuradj Kusljic begonnen

München (dpa) – Zum Auftakt des Völkermordprozesses in München hat der angeklagte bosnische Serbe Djuradj Kusljic gestern vor dem Bayerischen Obersten Landesgericht die Vorwürfe bestritten. Er sei nie örtlicher Polizeikommandant gewesen, sondern Lehrer für Physik und Mathematik, sagte der 44-Jährige.

Laut Bundesanwaltschaft soll Kusljic 1992 als Polizeikommandant seines Heimatortes Vrbancji in Bosnien-Herzegowina an der „planmäßigen Ausrottung“ bosnischer Muslime beteiligt gewesen sein. Er muss sich wegen Völkermordes und achtfachen Mordes verantworten. Für den Prozess sind bis Mitte November mehr als 30 Verhandlungstage angesetzt.

Der Vater von drei Kindern war vor einem Jahr in München festgenommen worden. Der Vertreter der Bundesanwaltschaft warf dem Serben am Mittwoch vor, dieser habe als örtlicher Polizeichef die Vertreibung und teilweise auch die Erschießung muslimischer Bewohner in zwei bosnischen Gemeinden im Verwaltungsbezirk Kotor Varos angeordnet.

Im Juni 1992 soll er an der Tötung von sechs Muslimen teilgenommen haben. Auch die Erschießung zehn weiterer Muslime, von denen zwei tot aufgefunden wurden, habe Kusljic „mit Nachdruck“ angeordnet. 1992 habe er zudem 18 weitere Menschen zusammentreiben lassen, die später ebenfalls hingerichtet wurden.

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