piwik no script img

Querspalte

■ Trendbutter over germany

Die deutschen Landwirte tun es schon wieder. Hatten sie sich erst neulich mit ihrem absolut reinheitsgebotgemäßen Bier unter dem völlig obskuren Motto „The Best Of What Germans Do Best“ an die Love-Parade-Besucher ranwanzen wollen (die taz berichtete), versuchen sie diesmal, aus der alten Butter ein souveränes Trendprodukt zu machen.

Der Absatz von Butter ist in den vergangenen Jahren rückläufig, die Käufer scheinen sich unbedingt auf Magarine oder nichts kaprizieren zu wollen. Laut den Landwirten ist das „ein Wandel, der kaum nachzuvollziehen ist. Denn Butter ist das Original und schmeckt nicht nur wie Butter.“ Sondern wie Brot? Oder wie Käse oder Quark? Wie auch immer, jetzt jedenfalls soll der Butter in jeder Beziehung mächtig auf die Sprünge geholfen werden. Genauer: am 24. September, dem eigens so benannten „Tag des deutschen Butterbrotes“, wird an „eigens dafür eingerichteten Theken geschmiert, was das Zeug hält.“ Dann werden „rund 200 Mädels“ an ausgewählten Bahnhöfen Butterbrote „an den Mann oder die Frau bringen“. Bis die ausrufen: „Bei uns kommt nichts anderes in die Tüte!“

Tütenbutter, das neue Ding? Die Presseagentur der Centralen Marketing Gesellschaft der deutsche Agrarwirtschaft (CMA) jedenfalls schaut der Aktion zuversichtlich entgegen: Sie entspreche „dem neuen Trend zum Minimalismus, der sich nach den Bereichen Mode und Lifestyle auch immer mehr beim 'Essen‘ durchsetzt.“ Das ist also zu lernen. Man kann Butter nicht länger einfach so aufs Brot schmieren, sondern muß es sich als minimalistisches Trendtool denken, eine jede und ein jeder wird plötzlich vorm Brotaufstrich zum Nouvelle-Butter-Bocuse. So, so.

Was aber wird das nächste Hipthing sein, mit dem uns die deutschen Bauern auflauern werden? Technohafer? Poproggen? Stylewurst? Oder kommt die coole Sexmöhre auf uns zu? Das alles steht zu fürchten. Jörg Sundermeier

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen