: Quietschende Eisenbremsen
Bahn und Autos machen zu viel Lärm, klagt das Umweltbundesamt im Jahresbericht. Strompreisverfall und Automassen gefährden Klimaschutz ■ Von Matthias Urbach
Berlin (taz) – Kaum etwas quietscht nerviger als ein bremsender Güterzug. Doch anders als im Straßenverkehr blieben Schienenzüge bislang unbehelligt von gesetzlichen Geräuschvorschriften, klagt das Umweltbundesamt (UBA) in seinem Jahresbericht 1998, den UBA-Chef Andreas Troge und Bundesumweltminister Jürgen Trittin gestern in Berlin vorstellten.
Allein durch leisere Räder und Bremsklötze aus Kunststoff statt wie bisher aus Gusseisen könnten Güterzüge um die Hälfte leiser werden, schreibt das UBA. Die Klötze kämen nicht mal teurer, sind allerdings noch nicht serienreif. Aber ohne Vorschrift drängt es ja auch nicht.
Auch für den Schadstoffausstoß der Dieselloks gibt es keine Vorschriften – entsprechend schlecht sind die Werte der überalterten Triebwagen, die immer noch ein Zehntel der Güter und ein Viertel der Nahverkehrszüge bewegen. Dabei könnte die Bahn noch viel sparsamer sein.
Beim Auto konnten Lärm und Treibhausgase zwar etwas gezügelt werden, doch weil es immer mehr werden, nimmt die Belastung in der Summe zu. Jeder fünfte Bundesbürger fühlt sich durch Straßenverkehrslärm stark belästigt, so das UBA; der Umweltlärm kostet die Volkswirtschaft 25 Milliarden Mark jährlich. „Lärm ist die Achillesferse des Verkehrs“, sagt Troge.
Das UBA kritisiert auch die unrealistischen Messvorschriften für den Spritverbrauch von Autos, die Extras wie Klimaanlage und Sitzheizungen sowie eine automatisch spritfressendere Fahrweise bei größeren Motoren nicht berücksichtigten. Troges Fazit: Vom Ziel, den Kraftstoffverbrauch spürbar zu verringern, sei die Autoindustrie noch weit entfernt.
Mit großer Sorge wird auch der neue Wettbewerb auf dem Strommarkt betrachtet. Trotz Ökosteuer prognostiziert das UBA deshalb ein deutliches Sinken der Stromkosten für private Haushalte. Das könnte die Energiesparbereitschaft hemmen, was – zusammen mit dem Treibhausgaszuwachs im Verkehr – das Klimaschutzziel gefährdet. Immerhin sei das deutsche 25-Prozent-Minderungsziel bis 2005 nur der Anfang: Für den Klimaschutz müsse der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen bis 2050 um 80 Prozent sinken. Außerdem gefährde der freie Markt die umweltfreundlichen Energieträger.
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