: Abriss der Häuser aufgeschoben
Stadtplanungsausschuss Mitte stellte sich gestern Abend auf die Seite der MieterInnen im Schanzenviertel ■ Von Gernot Knödler
Die MieterInnen der vom Abbruch bedrohten Häuser im Schanzenviertel haben gestern Abend alle Fraktionen des Stadtplanungsausschusses Mitte auf ihre Seite ziehen können. Mit großer Mehrheit empfahlen die Abgeordneten der großen Koalition aus SPD und CDU, ein zweites, spezifiziertes Gutachten über die zu erwartenden Sanierungskosten in Auftrag zu geben. Eine Stellungnahme zu den Abbruchanträgen schoben die Abgeordneten auf. Die GAL wollte den Abriss grundsätzlich ablehnen, kam mit diesem Antrag aber nicht durch.
Die Häuser Sternstraße 115 sowie Schanzenstraße 52 und 54 müssen nach Ansicht der Projektsteuerer Nugent und Lange abgerissen werden, weil ihre Sanierung erheblich teurer wäre als Neubauten. Die Neubauten böten überdies mehr Nutzfläche. Nugent und Lange managen die Sanierung des Häuserblocks für die Investorengruppe B&D Kampstraße.
Die in einer Initiative zusammengeschlossenen MieterInnen bezweifeln das von Nugent und Lange vorgelegte Gutachten über die Sanierungskosten und verlangen dessen Offenlegung. Sie kritisieren, dass die Projektsteuerer bei der Sanierung unnötigerweise die Grundrisse verändern wollten, was die Kosten in die Höhe treibe. Den Eigentümern werfen sie vor, ihrer Instandhaltungspflicht nicht nachgekommen zu sein. „Der eigentliche Skandal ist, dass die Stadt Hamburg die Instandhaltungspflicht der Investoren vernachlässigt hat“, sagte MieterInnen-Beauftragter Albert Ritthaler.
Die Abgeordneten wollten sich zwar diesen Schuh nicht anziehen, machten sich aber die übrigen Argumente der MieterInnen zu Eigen: Das beschlossene zweite Gutachten soll die Kosten einer reinen Sanierung ohne Grundrissveränderung ermitteln. Außerdem soll es die Sanierungskosten mit den unterlassenen Instandhaltungsanstrengungen der Eigentümer in den vergangenen Jahren verrechnen.
Der Rest der Debatte drehte sich um taktische Fragen: Hartwig Kühlhorn von der CDU verlangte, der Investor müsse seine ursprüngliche Zusage „Sanierung statt Abriss“ einhalten. Nur mit einem zweiten Gutachten lasse sich verhindern, dass Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) den Abriss einfach dekretiere. „Dann liegt das in einem Vierteljahr in Schutt und Asche“, bekräftigte Jan-Hinrich Fock für die SPD.
Helmke Kaufner von der GAL verwies darauf, für den Wohnungsbau sei immer noch die SPD geführte Baubehörde zuständig. Den städtebaulichen Vertrag mit dem Investor für die Sanierung hat aber zum Beispiel die Stadtentwicklungsbehörde geschlossen.
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