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Axas Blutspur

■ 1.000 Albingia-MitarbeiterInnen demonstrierten gestern in Hamburg gegen Kahlschlag-Pläne der Konzernzentrale

„Ich habe Ihnen wenig zu bieten, aber der Hamburger Senat steht an Ihrer Seite.“ Ohnmächtige Worte von Hamburgs SPD-Wirtschaftsenator Thomas Mirow gestern mittag auf der Demonstration von 1.000 Albingia-MitarbeiterInnen in der Hamburger City. Mirow war eigens aus seiner Behörde zum Ballindamm geeilt, um den 600 von Entlassungen bedrohten Albingianern seine Solidarität auszudrü-cken. Doch mehr als aufmunternde Worte hatte der Präses angesichts des vom Kölner Mutter-Konzerns Axa-Colonia an der Elbe geplanten Kahlschlags nicht zu bieten.

Dennoch hofft Mirow, den Vorstand der Axa-Colonia von der widersinnigen Zerschlagung der Albingia, deren erfolgreichstes Geschäftsjahr in der 100-jährigen Firmengeschichte zu Ende geht, abzubringen. Unverständnis zeigt er vor allem darüber, dass der Konzern „eine Marke vom Markt nimmt und nicht auf dem Markt lässt, die so erfolgreich ist“. Zudem müsse sich der Axa-Colonia-Vorstand die Frage stellen lassen, „wie man mit hunderten von Mitarbeitern umgeht, die jetzt ihren Job verlieren sollen“.

Bereits am Morgen auf der Betriebsversammlung hatte die Belegschaft dem Albingia-Vorstandschef Volker Bremkamp in ungewöhnlicher Schärfe die Leviten gelesen. Herrschte in dem Unternehmen sonst eher ein familiäres Klima, forderten MitarbeiterInnen nun unverhohlen Bremkamps Rücktritt, wenn er in seiner eigenen Firma nichts mehr zu sagen und nur noch die Direktiven aus der Kölner Zentrale entgegenzunehmen habe.

Die Gewerkschaft Handel Banken und Versicherungen (HBV) sowie die Deutsche Angestelltengewerkschaft (DAG) gaben sich dann angesichts der guten Stimmung kämpferisch: „Wir nehmen es nicht hin, dass die Axt der Axa Euch wegpustet“, so DAG-Chef Uwe Grund. „Wir lassen es nicht zu, dass die Axa-Colonia eine Blutspur hinterlässt – es geht schließlich um das Schicksal vieler Familien.“ Auch HBV-Chef Hinrich Feddersen hegt die Hoffnung, dass die Gewerkschaften „durch Druck“ bei den Interessensausgleichs-Verhandlungen das Konzept noch „wegdrücken“ können. Magda Schneider

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