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Gefährliche Kritik

■ Die türkische Journalistin Nadire Mater ist angeklagt, weil sie Soldaten zu Wort kommen ließ

Istanbul (taz) – Wegen „Beleidigung des Militärs“ stehen seit gestern die türkische Journalistin Nadire Mater und ihr Verleger vor Gericht. Mater, die seit zwei Jahrzehnten zu den Intellektuellen gehört, die sich in der Türkei für Demokratie und Menschenrechte stark machen, ließ in ihrem inzwischen verbotenen Buch („Mehmetin Kitabin“) ehemalige Wehrpflichtige zu Wort kommen, die in kurdischen Gebieten eingesetzt waren.

Obwohl das Buch in der Öffentlichkeit sehr positiv aufgenommen wurde und sich sehr gut verkaufte, hat Mater mit ihrer Veröffentlichung einen Tabubereich angegriffen: Kritik am Militär im Zusammenhang mit dem Krieg in den kurdischen Gebieten. Mater und ihrem Verleger drohen Haftstrafen zwischen einem und sechs Jahren. Gestern vertagte sich das Gericht auf den 26. November.

Der Prozess kommt für die türkische Regierung zur Unzeit. Denn man bemüht sich derzeit um eine Imageverbesserung in Menschenrechtsfragen. Erst vor wenigen Tagen wurde der bekannteste türkische Menschenrechtler, Akin Birdal, freigelassen, weil der türkische Ministerpräsident Ecevit, der seit Montag durch die USA tourt, auf eine positive Entwicklung verweisen können wollte. Tagesthema Seite 3

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