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■ Cash & CrashThe Girls' best friends

Nürnberg (taz) – Der jüngst verstorbene Börsenguru André Kostolany war bis zu seinem Tod überzeugt davon: „Der Mann ist geschaffen, um das Geld zu machen. Die Frau hält die Kasse.“ Und die meisten Anlageberater in deutschen Banken und Sparkassen fühlen sich nach wie vor als Herren der Wertschöpfung durch Aktien und Investmentfonds. Bei einer jetzt vorgelegten Untersuchung der Fondsgesellschaft Metzler Investment berichteten vier von fünf Frauen über schlechte Erfahrungen mit ihren Bankberatern. 82 Prozent gaben den Finanzdienstleistern den dringenden Tipp, sich auf ihre Bedürfnisse einzustellen.

Denn Frauen sind an der Börse erfolgreicher als Männer. Sie „sind beständiger und generell nicht so risikofreudig. Sie schichten ihr Depot nicht so häufig um. Und sie achten auf die Gebühren, die entstehen“, meint Carola Ferstl, Autorin des Bestsellers „Geld tut Frauen richtig gut“. Immerhin erzielten zwei Drittel der von Metzler befragten Frauen 1998 eine jährliche Performance von mehr als 10 Prozent. Auch eine Untersuchung der University of California von 35.000 Aktiendepots bestätigte: Die Depots von Frauen schnitten bei der Untersuchung um 1,4 Prozent besser ab.

Die männlichen Manager in Deutschlands Kreditinstituten haben jedoch noch nichts gemerkt. Auch nach der verheerenden Studie der Stiftung Warentest aus dem Jahre 1992, bei der Frauen vorwiegend Geldanlagen wie Sparbuch und Sparbrief, Männern hingegen oft Aktien und andere Wertpapiere angeboten wurden, hat sich in den deutschen Finanztempeln wenig geändert. Frauen ziehen inzwischen ihre eigenen Schlüsse aus der Fehlleistung der Anlageberater: 73 Prozent gaben bei der Umfrage von Metzler Investment an, dass sie sich lieber in Tageszeitungen und Zeitschriften informieren. Wer hat schon Lust auf dummschwätzende Anlageberater mit unhaltbaren Renditephantasien (meine ist noch größer)?

Eine weitere Möglichkeit zur Information sind übrigens Seminare für Frauen von Banken und Finanzdienstleistern, die auch von 26 Prozent der von Metzler Befragten in Anspruch nahmen. Doris Seemüller von der HypoVereinsbank, die bereits vor drei Jahren solche Finanzseminare für Frauen durchführte: „Wenn Frauen unter sich sind, kommt eben eine andere Stimmung auf. Selbst der eine oder andere männerfeindliche Witz war von den Teilnehmerinnen zu hören.“ Und das allein ist unter Umständen schon einige Zehntelprozent wert. Horst Peter Wickel

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