: Nicht unfehlbar
■ Bußgeld für SPD-Abgeordneten, der mit dem Rad Passantin auf Fußweg anfuhr
Selbstkritische Politiker sind heutzutage selten, reumütige ebenfalls. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Rolf Polle gehört in beide Kategorien. „Ich bin schließlich nicht unfehlbar“, räumte er gestern ein, und versprach zugleich, nie wieder mit dem Fahrrad auf dem Fußweg zu fahren.
Im Juni vorigen Jahres war der 51-jährige Oberstudienrat verkehrswidrig auf dem Gehweg vor dem Bahnhof Dammtor entlanggeradelt und hatte dabei eine 31-jährige Fußgängerin angefahren. Die Frau erlitt einen Schock und kam in die Notfallaufnahme des Hafenkrankenhauses. Sie musste Ende 1998 in psychologische Behandlung, weil sie sich nicht mehr traute, sich frei im Verkehr zu bewegen.
Gestern musste sich der Handelsschullehrer vor dem Amtsgericht Hamburg wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Das Verfahren wurde jedoch gegen die Zahlung eines Bußgeldes von 750 Mark eingestellt. Polle, der sinnigerweise Mitglied des Verkehrsausschusses der Bürgerschaft ist, gab in der Verhandlung seine Verfehlung zu und erklärte sich mit der Geldbuße einverstanden. Das Bußgeld soll das 31-jährige Opfer bekommen. Der Abgeordnete versprach, noch am selben Tag zur Bank zu gehen und das Geld zu überweisen.
Ironischerweise hatte Polle selbst in seiner Position als Verkehrspolitiker vor Jahren daran mitgewirkt, dass vor dem Dammtor-Bahnhof ein Radweg eingerichtet wurde. Allerdings ist es durchaus verständlich, dass er selbst ihn nicht benutzte. Die Route führt so schwachsinnig vor dem Fussgängerüberweg am Theodor-Heuß-Platz entlang, dass Karambolagen zwischen Radlern und Passanten nur bei Verkettung glücklicher Umstände vermeidbar sind. smv
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