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Kein Monopol für Microsoft: Bill gates an den Kragen

■  US-Richter Jackson stellt unerlaubte Monopolstellung von Microsoft fest und wirft dem Chef Bill Gates Schädigung des Verbrauchers vor. Der reichste Mann der Welt muss jetzt möglicherweise die Zerschlagung seines Konzerns fürchten

Berlin/Washington (taz) – Der reichste Mann der Welt hat einen herben Tiefschlag einstecken müssen – und das von einem einfachen Bundesrichter in den USA. Nach Monaten der Beweisaufnahme in einem Aufsehen erregenden Kartellverfahren hat Richter Thomas Penfield Jackson seine Beweisaufnahme vorgestellt. Jackson formuliert in seinen „Finding of Facts“ in 412 Absätzen ungewöhnlich harsche Worte: Bill Gates Microsoft habe die Macht eines Monopols bei vielen Programmen für Personal-Computer und nutze diese auch, um Konkurrenten aus dem Markt zu drängen.

Gates hatte dies stets abgestritten und auf die heftige Konkurrenz und die Schnelllebigkeit im Software-Markt hingewiesen. Doch das lässt der Richter nicht gelten. Seiner Meinung nach haben neue Anbieter der für PCs grundlegenden Betriebssysteme kaum eine Chance gegen Microsoft – weil potentielle Kunden sich nicht nur ein, sondern gleich alle Programme neu kaufen müssten und mit einem Großteil der anderen Kunden Schwierigkeiten beim Datenaustausch bekämen. Microsoft würge so die Innovation ab und könne ungestraft höhere Preise für seine Software verlangen.

Solche Vorwürfe sind in den USA schwerwiegend. Die Kartellbehörden dort greifen manchmal hart durch. So wurde die legendäre Standard Oil des noch legendäreren und damals ebenfalls reichsten Mannes der Welt, John D. Rockefeller, Anfang des Jahrhunderts in kleinere Unternehmen zerschlagen. Und der Telefonmonopolist Bell Company wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Opfer der Kartellwächter. Es entstand der heutige Ferngesprächsriese AT&T und eine Reihe regionaler Gesellschaften, die „Baby Bells“.

In den USA wird nun vermutet, Bill Gates' Microsoft würde in „Baby Bills“ zerlegt. Immerhin hat die halbe Software-Industrie in dem Kartellprozess gegen Microsoft ausgesagt. Viele Bosse haben ein Interesse daran, die Herrschaft von Microsoft bei den Personal-Computern zu beenden. Denn wenn mit der Internet-Wirtschaft bald noch viel mehr Profit abfällt als jetzt, wollen sie ein größeres Stück vom Kuchen haben, als Gates ihnen geben will.

Das Urteil wird nicht vor dem Jahresende erwartet. Es kann von einfachen Regeln für den Software-Vertrieb bis zur Teilung der Firma reichen. Microsoft kann dem Justizministerium noch einen Kompromissvorschlag unterbreiten.

Robert Litan vom renommierten Brookings Institut vertrat die Auffassung, dass es bei diesem Urteil zu keiner Einigung kommen könne. Die Regierung habe Oberwasser und werde keinen Grund zum Kompromiss sehen, Microsoft hingegen sei derart in die Enge getrieben, dass Bill Gates besser beraten ist, auf einen Regierungswechsel zu setzen. Damit wird Bill Gates zum heimlichen Wahlkampfthema in den USA.

Ärgern musste sich der Hundert-Milliarden-Dollar-Mannschon am Wochenende: Er wurde um drei Milliarden Dollar ärmer. Im Computerhandel fiel der Kurs der Microsoft-Aktie um gut drei Prozent. taut/rem

Tagesthema Seite 3

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