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Es gibt kaum noch Platz im neuen Senat

Supersenator Strieder oder Bildungssenator Böger: Bei den Koalitionsgesprächen haben die Platzhirsche ihre Felder schon abgesteckt. Die Liste der Arbeitsgruppen lässt Schlüsse aufs neue Kabinett zu, das womöglich nur noch sieben Köpfe zählt  ■   Von Ralph Bollmann

SPD-Chef Peter Strieder hat wieder einmal zugeschlagen. Bei den Koalitionsgesprächen hat er sich das mit Abstand größte Themenfeld unter den Nagel gerissen: Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung, Verkehr, Umwelt – ein Ressort, das er gerne als Senator übernähme. Dann könnte er die großen Pläne, die er bislang im „Plauderressort“ für Stadtentwicklung schmiedete, endlich als Bausenator in die Tat umsetzen.

Die Sache hat nur einen Haken: Strieders Aufstieg zum Supersenator kollidiert aufs Heftigste mit den Zukunftsplänen aller übrigen SPD-Senatsanwärter. Auch Fraktionschef Klaus Böger hat es auf ein machtvolles Ressort abgesehen. Schon lange vor der Wahl hat Lehrer Böger das Thema besetzt. Weil dazu auch die Hochschulen gehören, hat Böger in den Koalitionsgesprächen die Wissenschaft übernommen. Auffallend häufig reden Genossen aus seiner Umgebung, nicht zuletzt Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing, von diesem „Zukunftsthema“.

Gewinnen die Modernisierer um Böger und Fugmann-Heesing in der SPD die Oberhand, dürfte auch die Finanzsenatorin wieder in den Senat einziehen – schließlich reißt sich die CDU keineswegs um das Ressort. Als Vertreterin des Ostens wird, in welcher Konstellation auch immer, wohl auch Arbeitssenatorin Gabriele Schöttler an den Kabinettstisch zurückkehren.

Damit wären die Möglichkeiten der SPD fast schon erschöpft. Übernimmt die Partei die beiden einflussreichen Ressorts Bildung und Finanzen, wird sie der CDU nicht mehr als drei Senatsposten abhandeln können – schließlich will die Union die Relationen des Wahlergebnisses gewahrt sehen. Um die SPD aber nicht allzu sehr zu brüskieren, könnte sich die CDU auf vier Ressorts beschränken. Dann wäre die Senatsmannschaft auf sieben Köpfe dezimiert.

Die Kultur, aus ihrer unglücklichen Liaison mit der Wissenschaft erlöst, könnte womöglich ohne den Rang einer eigenen Senatsverwaltung beim Regierenden Bürgermeister andocken. Ein Wundermann – oder eine Wunderfrau – nach dem Vorbild des Staatsministers Naumann könnte den Glanz der Kulturhauptstadt aufpolieren. Dass die CDU-Abgeordnete Monika Grütters einen solchen Job bekommt, ist keineswegs ausgemacht. Die Union ist schon auf der Suche nach auswärtigen Kandidaten.

Senatoren könnte die CDU dann auf den Feldern Inneres, Justiz, Wirtschaft und Arbeit sowie Gesundheit und Soziales stellen. Bleiben Innensenator Eckart Werthebach und Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner im Amt, ist auch bei der Union der Spielraum klein.

Auch für Peter Strieder wird es eng. Der SPD-Vorsitzende, das zeigte sich auf dem Parteitag vorige Woche, hat in der eigenen Partei kaum eine Hausmacht: Mit den Linken hat er es sich in der Koalitionsfrage verscherzt, das Vertrauen der Rechten aber hat er auch noch nicht gewinnen können. Doch schon vor vier Jahren hat sich Strieder als Stehaufmännchen erwiesen: Kaum hatte er als Kreuzberger Bürgermeister die Bezirkswahl in den Sand gesetzt, stieg er auf – in den Senat.

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