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Kreativ und speichelecht

Plastikschloss oder hölzernes Puppen-Haus? Der kindliche Wunschzettel verursacht Eltern häufig Magenschmerzen  ■ Von Tina Petersen

Die Babypuppe hat Fieber, das Pferdchen ist zwar aus pastellfarbenem Plastik, leuchtet aber im Dunkeln, Star-Wars-Charaktere schwenken vor sich hinplappernd ihre Laserschwerter und Furbi ist mal wieder ausverkauft: Auch ausgewiesene Weihnachtsmuffel können sich der Tatsache nicht länger verschließen – es ist bald soweit. Jetzt kommt die Zeit, da Großeltern zum Telefon greifen, um die eigenen Kinder zu fragen, was das Enkelchen zu Weihnachten kriegen soll. Und spätestens dann stellt sich auch vielen Eltern die Frage, was sie ihren Kindern denn nun auf den Gabentisch legen wollen.

„Freie Auswahl“ haben sie bei Kids, die noch an den Weihnachtsmann glauben, und nicht wissen, dass die Geschenke nicht gottgegeben, sondern durchaus beeinfluss-bar sind. Doch auch die Klötzchen und Greiflinge, die Gummienten und Spieluhren sollten grundsätzlich gewisse Sicherheits- und Umweltnormen erfüllen, mahnen die entsprechenden FachverkäuferInnen. „Da Kinder bis zu ihrem dritten Lebensjahr fast alles auch mit dem Mund erkunden, dürfen die Sachen nicht zu klein, die Farbe muss ungiftig und speichelecht sein“, erklärt beispielsweise Eva Kurt vom Spielzeugladen „Die Druckerei“ im Schanzenviertel, worauf Eltern achten sollten.

Wegweiser durch den Spielzeug-Dschungel kann auch die „spiel gut“-Auszeichnung sein. Sie wird von einer Kommission unter anderen aus PädagogInnen, ÄrztInnen, PsychologInnen, TechnikerInnen vergeben, die unabhängig von Spielzeugindustrie und -handel arbeiten. Wer selbst etwas über Kriterien von Kinderspielzeug lernen möchte, sollte sich bei Familienbildungsstätten und Elternschulen nach Terminen für Veranstaltungen zu diesem Thema erkundigen. Gerade in der Vorweihnachtszeit werden diese verstärkt angeboten.

Nicht unbedingt einfacher wird die Sache, wenn die Kinder schon ihren eigenen Willen bekunden können. Die fünfjährige Tochter einer Bekannten zum Beispiel weiß schon genau, was ein Wunschzettel ist, und auf ihrem steht in diesem Jahr nur eines: das Schloss von Playmobil. Ihre Freundin aus dem Kindergarten ist schon seit einiger Zeit Herrscherin über das königliche Gemäuer, in dem die playmobilen Blaublüter leben. Da Thurid auch lieber Prinzessin als Kind vom Lande ist, kommt für sie kein herkömmliches Puppenhaus in Frage. Auch wenn es um dasselbe Spiel geht: Vater-Mutter-Kind. Das mütterliche Puppenhaus samt seiner hölzernen BewohnerInnen, liebevoll für die Tochter bewahrt, wird vorerst wohl auf dem Dachboden verstauben.

Da mag die jedem innewohnende Geschmackspolizei noch so sehr Alarm rufen, entscheidend sollte für die Eltern etwas anderes sein. „Spielzeug darf der Phantasie der Kinder keine Grenzen setzen“, sagt Malte Stieger, Kindergärtner in der KiTa Lerche. Im Gegenteil: „Es muss möglich machen, dass die Kids ihre Ideen vielfältig spielerisch umsetzen können.“

Auch wenns vielleicht schwer fällt, muss man zugestehen, dass selbst Barbiepuppen sehr unterschiedlich bespielbar sind. Stumpfsinniges allerdings gelte es aus den Kinderzimmern fern zu halten, auch wenn die Kids sich gerade angesprochen fühlen von blechern sprechenden Plastikmonstern, die gleichzeitig die Augen verdrehen können.

Speziell mit Weihnachtsgeschenken beschäftigt sich die Dezember-Ausgabe von „Kinder & Co“. Das monatlich erscheinende Heft mit Veranstalungshinweisen für Kinder und Eltern wird von einer Hamburger Mutter zweier Kinder herausgegeben und kann unter Tel.: 040-29 20 35 abonniert werden.

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