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Gut gelauntes Gedenken

■  2.000 Teilnehmer bei der antifaschistischen Silvio-Meier-Demonstration. Der Umzug erinnerte an den vor sieben Jahren von rechten Jugendlichen erstochenen Hausbesetzer

ber 2.000 Menschen haben gestern an einer Antifa-Demonstration aus Anlass des siebten Todestages von Silvio Meier beteiligt. Der 27-jährige Hausbesetzer war im November 1992 im U-Bahnhof Samariter Straße in Friedrichshain von rechten Jugendlichen erstochen worden.

An der Gedenktafel in dem U-Bahnhof wurden zunächst Kerzen aufgestellt. Vielen der meist unter 20-jährigen Demonstranten sagte der Name Silvio Meier allerdings kaum etwas. Einige Jugendliche zeigten sich auf Nachfrage überrascht, dass es sich bei Silvio um den von Rechten Erstochenen handelt. Ältere Teilnehmer betonten, es ginge ihnen zwar auch um das Gedenken an Silvio Meier, im Vordergrund stünde in diesem Jahr allerdings der Protest gegen „Nazi-Läden“ in Prenzlauer Berg. Ziel des Aufzugs war der „two-falg-store“ in der Hufelandstraße, in dem sich seit längerem die rechtsextreme Szene mit ihren Devotionalien versorgen kann. Beim Eintreffen der Demonstranten war der Laden jedoch nicht als solcher zu erkennen.

Die Stimmung im Demozug war ausgesprochen ausgelassen. Viele Teilnehmer tanzten einen Großteil der Strecke zu Punk und Reggae, Ska und den unvermeidlichen Songs von Ton Steine Scherben. In der Nähe ehemals besetzter Häuser in der Rigaer Straße standen einige Vermummte auf Hausdächern. Sie feuerten rotleuchtende Silvesterraketen in den Himmel und verbrannten eine Deutschlandfahne.

Die Polizei begleitete die Demo anfangs nur mit einem lockeren Spalier. Schon bei den gründlichen Vorkontrollen wurden vier Demonstranten festgenommen. Kurz nachdem die Demonstranten sich auf den Weg gemacht hatten, kündigte die Polizei über Lautspercher an, die Demonstrationsteilnehmer in der Rigaer Straße nochmals kontrollieren zu wollen. Nach lautstarkem Protest aus der Demonstration wurde die Kontrolle dann aber doch nicht durchgeführt. Karen Heinrichs

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