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Operation Nasenhaar  ■   Von Jürgen Roth

Man weiß ja nicht, was in und mit einem passiert. Könnte gut sein, dass der interne, gewissermaßen geheim gehaltene gesamtsomatische Körperprozess ein besonders tückischer, da undurchschaubarer Vorgang ist. Weil ihm niemand bei seinen widerlichen Verrichtungen zusehen und kein Mensch einfach hereinschauen kann, tut er, worauf er gerade Lust verspürt, der body.

Die Abschottung innerhalb der Hautmauern gibt dem inwendigen Fleische die Möglichkeit, allergrößte Schweinereien vom Zaun zu brechen, die obszönsten Entwicklungen anzustoßen und sehr rasch krass phänomenologisch zu manifestieren.

Da gibt es, als Mindermisslichkeiten, Pickel. Bekannt sind – Steigerungsstufen der Schmierigkeit, Schleimigheit – nach schwärenden Inkubationsperioden im Personalausweis des Homo sapiens, dem Antlitz, sich rabiat Platz schaffende sog. Exzeme, Geißel Gsellae genannt. Selbst geschwürartige Verwachsungen und wütende Wucherungen am Hals wurden gesichtet, seit Tschernobyl, der perversen Expression gattungsgeschichtlichen Technikfetischismus, in beinahe unbändiger Häufung.

Das ragendste Forum obszöner physopsychischer Reaktionen und Artikulationen allerdings stellt zwischen Wange und Kinn – die Nase dar.

Die Nase. Was haben wir der Nase zu verdanken? Einen russischen Roman, den Gogol-Anti-Gargantua, ein „abgeschmacktes Stück wirrer Phantastik“ (W. Herrndorf). Eine, schamlos anschließend, Oper des laut Musikboss Adorno verkommenen Schostakowitsch. Eine, um Klartext zu fauchen, monströse Ballung triefender, geschmackloser Werke, welche der Menschheit, goutierte sie nicht permanent die hässlichsten ästhetischen „Irrungen, Wirrungen“ (Th. Mommsen-Fontane), nie hätten zu Ohr und Auge kommen sollen.

Auge – prima Stichwort! Die unbestechliche, jeder existenziellen Gemeinheit scharf in dasselbe blickende optische Apparatur gewärtigt eines klirrenden Herbsttages: „Hallo, little long hair! Unschön, dich zu sehen. What tust du hier? Warum wächst du aus einer der Luftstromröhren meines Nachbarn so frech, ja forsch heraus? Wie lang möchtest du eigentlich werden? Und währen?“

Das Ohr macht auch mit. Es vernimmt: „Mensch, dein Inhaber trägt ein mindestens mehrere Zentimeter messendes Nasenhaar herum. Das sieht scheiße aus.“ Muss man sich, Eigner eines kompletten Körpers, derartige Frechheiten gefallen lassen? Wo liegt die Grenze? Wann ist die Toleranz überstrapaziert? Dürfen sprießen Haare schwarz und scharf / aus der Nase jenes Schafs? Wäre der offenbar zu allen Infamien bereiten Genetik nicht mal deutlich Bescheid zu geben? Dem intrakorporalen Obszönitätsgenerator schechthin?

Die für ihre bizarren Doktorspiele berühmte Gumhüld Grummelshausen hatte, keine Woche ist's her, die Lage erkannt und befahl eine „geheimhäusliche Mission Messer“. Sie griff zum Steakskalpell und ratschte des Missgebildeten haarige Entstellung schnippratz weg.

So fix wenden sich manche Sauereien zum Besseren. Das eklige Soma staunt noch heute gar nicht übel.

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