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Ökostrom kommt laaangsam

Bundesweite Anbieter haben einen völlig unterschiedlichen Hintergrund. Berliner Bewag liefert Ergebnisse ihrer 1,8-Millionen-Umfrage. Ökostrom-Label sollen vereinheitlicht werden  ■   Aus Berlin Christof Huth

In einer Großaktion wurden alle Haushalte Berlins angeschrieben, welchen Strom sie künftig vom Berliner Versorgungsmonopolisten Bewag kaufen wollen, seit gestern liegen die Antworten vor. Von den 1,75 Millionen Haushalten wollen 4.317 künftig mit „Ökopur“ beliefert werden, wie die Bewag ihren teuren Ökostrom-Mix nennt. Das sind etwa 0,25 Prozent – trotz der niedrigen Zahl ein höheres Kundeninteresse, als von der Bewag erwartet.

Die Zahl von gut 4.000 Haushalten ist allerdings nicht der ganze Ökostrom-Kuchen in Berlin. Schließlich gibt es bundesweit auch noch andere Anbieter für eine umweltfreundlichere Stromversorgung. Infolge der Liberalisierung des Strommarktes agieren neben den altbekannten Konzernen inzwischen über fünfzig Ökostromanbieter.

Einer der größten und bekanntesten Anbieter bisher ist die Naturstrom AG Düsseldorf. Ende 1997 fand sich ein Personenkreis aus dem Umfeld der großen Umweltverbände zusammen, um die neuen Möglichkeiten jenseits der Versorgungsmonopole zu nutzen. Unter den sechzehn Gründern der daraus entstandenen Naturstrom AG gab es manch einen, der in seiner persönlichen Lebensplanung den Status eines Gründungsaktionärs nicht unbedingt angesteuert hatte.

„Unser Konzept geht auf‘‘, sagt Vorstand Günter Benik. Sehr geholfen hat beim Erfolg lustigerweise die Yello-Strom-Kampagne des Konkurrenten und Atomstromanbieters Energie Baden Württemberg (EnBW). Mit Millionenaufwand bewarb die EnBW ihren angeblichen Billigstrom bundesweit. „Strom rückte dadurch stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit“, so Benik. „Mit einem Werbeaufwand von 0,5 Millionen DM haben wir 3.800 Kunden gewonnen und sind hinsichtlich der abgesetzten Strommenge Marktführer in unserem Segment.“ Zukünftig soll verstärkt mit Stadtwerken kooperiert werden.

Mit bis jetzt 2.000 Kunden auf Expansionskurs sind auch die 1997 gegründeten Elektrizitätswerke Schönau (EWS) GmbH. Die EWS gehört mehrheitlich einer Gruppe von siebenhundert Bürgern. Ihr Angebot profitiert von dem hohen Bekanntheitsgrad der 1990 begonnenen Initiative Netzkauf Schönau, die von bundesweiter Unterstützung getragen mit der Gründung der EWS zum Erfolg kam. Die Mehrheit ihrer Kunden befindet sich bereits außerhalb des angestammten Versorgungsgebiets.

Seit einigen Monaten beteiligt sich die Hamburger Lichtblick GmbH am neuen Strommarkt. Ihr Mehrheitsgesellschafter ist die 1789 gegründete Privatbank Sal. Oppenheim & Cie. in Köln. Zu den Zielen des für eine traditionelle Bank überraschenden Engagements Direktor Hegel: „Lichtblick will dem ökologisch orientierten Verbraucher eine Alternative bieten, die auf dem Preisniveau der bisherigen Stromversorgung liegt.“ Nach Firmenangaben weist die Kundenliste mit derzeit rund 1.000 Vertragspartnern ein verstärktes Wachstum auf. In einigen Jahren möchte man die Marktführerschaft erobern.

Ein ehrgeiziges Ziel verfolgt auch die Plambeck AG. Der seit 1998 am Neuen Markt börsennotierte Windparkbetreiber aus Cuxhaven tritt seit vier Wochen auch als Stromversorger auf. Mehrheitsaktionär ist der Altlastensanierer Plambeck Contracon AG. Im Jahr 2010 will Marketingleiter Thomas Bahr ein Prozent des Gesamtstrommarktes der Bundesrepublik für Plambeck gewonnen haben. Der Strom soll aber nicht nur aus Windkraft stammen. Soeben hat man in Sachsen-Anhalt die Verträge für ein Biomassekraftwerk unterschrieben.

Umweltfreundlicher Strom stammt nach gemeinsamer Auffassung von Greenpeace, BUND, WWF und Naturschutzbund aus regenerativen Energiequellen Sonne, Wind, Biomasse, dezentraler Wasserkraft sowie aus gasbetriebenen Blockheizkraftwerken. Verschiedene Gütesiegel sollen dem Verbraucher Orientierungshilfe bieten – gemäß der Zusammensetzung des Strommixes aus diesen Quellen und der Geschwindigkeit bei der Errichtung von neuen Anlagen des jeweiligen Anbieters. Entsprechende Zertifikate werden zum Beispiel durch den TÜV und das Ökoinstitut erteilt.

„Diese Vielfalt an Zertifikaten soll nicht zu Verunsicherungen führen“, erklärt Hans-Josef Fell, forschungspolitischer Sprecher der Bündnisgrünen im Bundestag, „wir planen eine bundeseinheitliche Basisfassung. Darauf aufbauend ist natürlich die Dokumentation weiterer Qualitätsmerkmale möglich.“

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