Schwere Sturmflut an Nordseeküste erwartet

■ Anwohner bereiten sich auf Hochwasser vor / Bau am Emssperrwerk vorerst unterbrochen

An der Nordseeküste haben sich gestern Anwohner und Behörden auf die erste schwere Sturmflut dieses Herbstes vorbereitet. Bei Sturm um Windstärke zehn prognostizierte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie gestern in Emden, Bremen und Hamburg bis zu drei Meter Hochwasser über dem mittleren Stand.

Für den Bereich der niedersächsischen Küste und der ostfriesischen Inseln wird nach Angaben des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft und Küstenschutz (NLWK) in Norden (Kreis Aurich) mit einem Höchststand von zwei bis zweieinhalb Meter über dem mittleren Hochwasser gerechnet. Der Beginn der Sturmflut wurde für 20 Uhr bei Borkum erwartet. Bis Mitternacht sollte das Hochwasser Bremen-Vegesack erreicht haben.

Für die Deiche bestehe keine Gefahr, hieß es bei der Bezirksregierung Weser-Ems in Oldenburg, wo alle Vorsorgemaßnahmen koordiniert werden. Die Baugeräte, die am Emssperrwerk im Einsatz sind, wurden hinter den Deich an der Baustelle in Sicherheit gebracht.

Die Meteorologen erwarten den schweren Sturm aus südwestlichen Richtungen mit Orkanböen bis zu 110 Stundenkilometern.

Eine solche Sturmflut verstärkt die Gezeiten noch einmal, der Wind lässt die Pegel über Normal steigen. Die Nordsee und der Elberaum sind besonders bei Stürmen aus westlicher bis nordwestlicher Richtung bedroht. Der Wind drückt dann die Fluten in die Deutsche Bucht und in die Weser- beziehungsweise die Elbmündung, wo sich das Wasser staut und nicht mehr ablaufen kann. Verstärkt wird dieser Effekt durch die nach der Jahrhundertflut von 1962 angelegten Deichschutzbauten, die das Flussbett der Elbe ein ganzes Stück verengen.

Bei der bislang schwersten Flutkatastrophe am 16. und 17. Februar 1962 stieg das Wasser zwar nur 4,03 Meter über die mittlere Hochwassermarke, doch die Deiche waren in Hamburg damals wesentlich niedriger. Im Hamburger Elbegebiet kamen damals 347 Menschen ums Leben, 75.000 wurden obdachlos. Nach der Katastrophe wurden bis 1988 insgesamt 371 Kilometer Deiche erhöht oder neu gebaut. Meterhohe Fluttore können bei einer Sturmflut geschlossen werden und so gefährdete Hafenbereiche und Gebäude sichern.

dpa