: Schäfer macht sich zum Schaf
■ Galgenhumor beim heutigen Spiel von TeBe gegen Mainz
Märchen scheinen bei Tennis Borussia neuerdings mit „Wetten, dass ...?“ zu beginnen. Nicht etwa, weil Thomas Gottschalk die Regie beim Berliner Fußball-Zweitligisten übernommen hätte. Nein, TeBe-Trainer Winfried Schäfer höchstselbst ließ sich vor der heutigen Heimpartie gegen Mainz zu einer fahrlässigen Dummheit hinreißen. „Ich wette“, tönte der Berliner Coach, „dass wir an Weihnachten auf einem der drei Aufstiegsplätze stehen werden.“
Will ausgerechnet ein Berliner den rheinischen Karnevals-Jecken das Lachen beibringen? Schon am vergangenen Sonntag bei Fortuna Köln kündigte Schäfer den Einheimischen vorab eine tüchtige „Packung“ an. Doch statt des angedrohten Sieges brachten die Preußen nur ein unansehnliches 0:0 gegen den Abstiegskandidaten zu Stande. Zwar rangieren die Charlottenburger „Veilchen“ momentan noch auf dem 4. Tabellenplatz, aber nach fünf sieglosen Auftritten in Serie gleitet die Leistungskurve, drei Spiele vor Ende der Hinrunde, sanft nach unten. Erste Zweifel werden laut, ob Schäfer überhaupt der Richtige sei, um den Klub in die Bundesliga zu führen. Schon bekommt der Trainer den Frust zu spüren. Aufsichtsratschef Erwin Zacharias nahm den Übungsleiter bereits in Köln eingehend ins Gebet, wollte im Kabinentrakt des Fortuna-Stadions wissen, ob Winni die Mannschaft noch motivieren könne.
„Wir besitzen eine Aufstiegsmannschaft“, versicherte Schäfer immer wieder und handelte. „Im Training werde ich den Druck erhöhen.“ Zudem führte er Spieler, die sich nicht sonderlich grün sind, was ihrer fehlerhaften Zusammenarbeit auf dem Rasen anzumerken ist, in „Problemgruppen“ zum Essen aus. Frieden geht bei TeBe durch den Magen, auch wenn es den betroffenen Profis beinahe den Appetit verdorben hätte. „Was soll das?“ war noch die konkreteste Aussage zu Schäfers Erfolgsmast. Bleibt zu hoffen, dass sich die „Veilchen“ im Umgang mit Messer und Gabel geschickter anstellen als im Kampf um den Ball. Sonst wären weitere Ausfälle wohl unvermeidlich, nachdem die Herren Tredup und Kozak wegen übertriebener Härte in Köln vom Platz flogen.
Es weihnachtet sehr im „Minenfeld“ Mommsenstadion. Mainz könnte die tickende „Bombe“ vielleicht schon hochgehen lassen. Die Rheinländer kippten Ende November immerhin Hertha BSC aus dem Pokalwettbewerb. Nur eine einzige der zurückliegenden 13 Partien haben die wackeren Mannen vonTrainer Wolfgang Frank verloren. Prompt versprach Frank den enttäuschten Fans sofortige Wiedergutmachung in Berlin. Die Borussen vernahmen es mit Grauen. Jürgen Schulz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen