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Heißer Sand

Mina Anna Mazzini, 1940 in Busto Arsizio geboren, feierte 1958 in Cremona ihr Debüt als Bühnenstar. Im Jahr darauf hatte sie ihren ersten Nummer-Eins-Hit: Tintarella di luna. Sie ist die erfolgreichste italienische Sängerin der Nachkriegszeit mit achtstelligen Plattenumsätzen. 1967 zieht sie (auch aus steuerlichen Gründen) ins schweizerische Lugano.

1978 kehrt sie endgültig der Bühne den Rücken. Aktuelle Fotos gibt es von ihr keine; verfremdete Aufnahmen sind jeweils auf den Covern ihrer neuesten CDs zu sehen. Ihr Album „N.O.“ ist in Italien gerade erschienen; hierzulande ist sie u. a. über WOM erhältlich.

Bear Family Records hat 1996 eine CD mit allen deutschen Aufnahmen Minas publiziert. Der Titel ist auch die Überschrift des einzigen deutschen Hitparadenspitzenreiters: Heißer Sand aus dem Jahre 1962. Textlich gehört der Song, musikalisch flirrend-surreal trotz eines gewöhnlichen Viervierteltakts, zu den letzten Rätseln deutscher Alltagslyrik. Raunt der Text womöglich von einer Mordgeschichte?

Kostprobe: „Heißer Sand und ein verlorenes Land, und ein Leben in Gefahr. / Heißer Sand und die Erinnerung daran, dass es einmal schöner war. / SchwarzerTino, deine Nina, war dem Rocko schon im Wort. / Weil den Rocko sie nun fanden, schwarzer Tino, musst du fort. / Heißer Sand und ein verlorenes Land, und ein Leben in Gefahr. / Heißer Sand und die Erinnerung daran, dass es einmal schöner war. / Schwarzer Tino, deine Nina, tanzt im Hafen mit den Boys, / nur die Wellen singen leise, was von Tino jeder weiß. / Heißer Sand und ein verlorenes Land, und ein Leben in Gefahr.“ (Autor: Kurt Feltz)

Mina selbst hat nie Deutsch gelernt. „Heißer Sand“ hat sie mit italienischen Lauttafeln vor dem Mikro gesungen. In ihre Muttersprache wurde der Schlager nie übersetzt.

Nadine Lange

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