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Auf Du und Du mit der RenteKoschnick verabschiedet

■ Bundesregierung entlässt ihren altehrwürdigen Bosnien-Beauftragten

Berlin. Unter Anzeichen hoher Wertschätzung ist der Bosnienbeauftragte der Bundesregierung, Hans Koschnick (SPD) , gestern in Berlin offiziell aus seinem Amt verabschiedet worden. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und der bosnische Botschafter in Deutschland, Anton Balkovic, sagten, durch die Arbeit des heute 70-Jährigen sei die Stabilität in Bosnien und der Region „ein gutes Stück vorangekommen“.

Koschnick selbst kündigte an, im Dienst der Wirtschaft in das vom Krieg verwüstete Land zurückzukehren. Ohne Arbeitsplätze wäre die vom Krieg verwüstete Region ohne Perspektive, sagte er.

Der SPD-Politiker und frühere Bremer Bürgermeister Koschnick war 1997 in das Amt des „Beauftragten der Bundesregierung für Flüchtlingsrücckehr, Wiedereingliederung und rückkehrbegleitenden Wiederaufbau“ in Bosnien berufen worden. Bis zum Ende des Krieges 1995 hatte Deutschland 345.000 Flüchtlinge aus der Region aufgenommen, von denen 250.000 wieder zurückgekehrt sind. Nur 3.000 mussten laut Schily zwangsweise abgeschoben werden. Dies sei ein Verdienst sowohl von Koschnick als auch von dessen Amtsvorgänger Dietmar Schlee.

International bekannt geworden war Koschnick als EU-Beauftragter für den Wiederaufbau der herzegowinischen Hauptstadt Mostar. Er hatte das Amt in der zwischen Moslems und Kroaten geteilten Stadt 1994 angetreten. In den folgenden 20 Monaten konnte Koschnick mit seinem Stab viel Wiederaufbauhilfe leisten. Massive Kritik an der Verweigerungshaltung kroatischer Nationalisten aber auch an der Gleichgültigkeit Europas übte Koschnick, als die Versöhnung der Volksgruppen misslang.

Im September 1994 verübten kroatische Nationalisten einen Mordanschlag auf ihn. Ein weiterer Angriff einer von Nationalisten aufgestachelten Menge erfolgte im Februar 1995, als er in einer gepanzerten Limousine saß.

Ein Jahr später zog er sich unter Berufung auf private Gründe zurück. Es gilt aber als sicher, dass Koschnick aus seiner Sicht die Konsequenz aus der Tatsache zog, daß die EU-Außenpolitiker Mostar kroatischen Extremisten überlassen hatten.

AP

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