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Duschen mit Egon

Ich bin dagegen, Helmut Kohl kurz vor Weihnachten zum Haftantritt zu laden. Das sähe nach Schikane aus. Oder – sagen wir es frei heraus, Herr Schröder – nach Siegerjustiz. (Herr Kohl hat mir für die soeben erfolgte zivilcouragierte Stellungnahme eine „Honorierung“ in Aussicht gestellt, „die Sie zufriedenstellen wird, junger Mann“. Das ist nicht unüblich in meinem Geschäft, und völlig unabhängig davon zitiere ich Ex-Verfassungsrichter Mahrenholz, der dieser Tage in etwas anderem Zusammenhang formulierte: „Ich sehe keinen vernünftigen Grund, Menschen zum Strafantritt vor Weihnachten zu laden, wenn es ebenso gut Anfang Januar geschehen könnte.“) Vor einigen Jahren hat ein furioser Titanic-Titel festgestellt: „Kohl gedopt, Wiedervereinigung ungültig!“ (für die unmotivierte lobende Erwähnung seiner Monatsschrift hat mir Verleger Weihönig einen Satz gut eingefahrener Jaguar-Radkappen prognostiziert), und nun stehen wir tatsächlich vor der Frage: Was ist, wenn sich herausstellt, dass die CDU den besten Arbeiter-und-Bauern-Staat der Welt einem Konsortium unter Führung von irgendwem (hier könnte Ihr Name stehen, Kontakt über taz-Anzeigenabteilung) überlassen hat, damit dieses im Gegenzug die Telefonkosten des Parteibüros Nettelstedt begleicht? Und derartiges würde sich zweifelsohne herausstellen, wenn man es denn herausstellen wollte; allein die Tatsache, dass jemand wie Günter Krause, der Eliot Ness von Bad Doberan, am Einigungsvertrag mitgewirkt hat, stimmt mich diesbezüglich sehr zuversichtlich. Aber was ist, wenn Kohl und Krenz demnächst gemeinsam duschen? Nichts. Wir sollten das trotzdem beibehalten, das mit der Einheit, mit Wolfgang Lippert und so. Was diese meine Meinung betrifft, vielleicht findet sich noch jemand, der mich dafür aufwandsentschädigt. André Mielke

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