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Vom Lichtdom zum Licht-X

■ Das neue Konzept für das Lichtspektakel an der Siegessäule hat auch Bausenator Strieder überzeugt: Neonlicht, bewegliche Strahler und eine zweite Lichtsäule mit bunten Lampen

Das Millenniumsspektakel Art in Heaven hat sich den Auflagen von Bausenator Peter Strieder (SPD) gebeugt und gestern ein neues Konzept vorgelegt. Um den Vorwurf zu entkräften, die umstrittene Lichtinstallation an der Siegessäule assoziiere die „Lichtdome“ des Hitler-Architekten Albert Speer, „werden die Standorte der Scheinwerfer derart verändert, dass sie nicht mehr kreisförmig, sondern zu einem X“ angeordnet würden, sagte Art-in-Heaven-Sprecher Peter Massine. Damit soll „die Symmetrie“ der Strahler vermieden werden.

Außerdem, so Massine weiter, würde die Siegessäule mit Neonröhren blau beleuchtet. Schließlich soll „eine zweite Lichtsäule“ am Spreeweg Ecke Straße des 17. Juni entstehen, die von bunten und beweglichen Scheinwerfern gestaltet wird. Abstand nehmen will Art in Heaven auch von dem Taschenlampen-Dom, den tausende in die Luft gereckter Lampen der Besucher erzeugen sollten.

Mit dem neuen „farbenfrohen“ Konzept habe man sich „freiwillig“ den Wünschen der Senatsverwaltung gebeugt, sagte Massine. Strieder hatte sein Einverständnis für das Spektakel von der Aufhebung der Symmetrie und der Neukonzeption abhängig gemacht.

Hof erneuerte gestern seine Ansicht, das umstrittene Konzept von Art in Heaven beruhe auf einem Missverständnis. Ursache dafür sei gewesen, dass durch die starren Computersimulationen ein „falscher Eindruck des Lichtspektakels entstanden ist“. Mit „faschistischer Ästhetik“, so Hof, hätte das Licht zur Millenniumsfeier „niemals“ etwas zu tun gehabt.

Kritiker von Art in Heaven sahen dies anders: Politiker, Künstler und Literaten, darunter Günter Grass oder der Chef des Goethe-Instituts, Hilmar Hoffmann, hatten Hof gedrängt, die naziähnliche „Lichtkathedrale“ zu stoppen. Bausenator Peter Strieder (SPD) forderte am Wochenende Hof auf, ein verändertes Konzept vorzulegen, da sonst die Veranstaltung nicht genehmigt würde.

Keine Probleme mit der neuen Scheinwerfer-Show sieht nun auch Ulrich Eckhardt, Chef der Festpiele und Vorsitzender im Beirat für die Millenniumsfeier. Das „bewegliche Spektakulum“ sei als Gesamtkunstwerk von Licht und Entertainment zu sehen, erklärte Eckhardt. Dies sei mit „der Statik faschistischer Ästhetik“ unvergleichbar.

Hof wird weiterhin eine bombastische Show veranstalten. Mehrere hundert Scheinwerfer kommen zum Einsatz, 3,8 Millionen Watt werden verbraucht, sagte Massine. Durch die Neukonzeption werden massive Mehrkosten entstehen. Wie viel, wusste Massine nicht.

Rolf Lautenschläger

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