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Angola schickt Truppen gegen die Unita nach Namibia

Dörfer ausgeplündert, Bauern verschleppt: Der Bürgerkrieg in Angola weitet sich aus

Berlin (taz) – Zum ersten Mal hat Angolas Regierung ihre Armee über die Grenze ins südliche Nachbarland Namibia geschickt, um von dort aus ihren Kampf gegen die Unita-Rebellen zu verstärken. Die schwer bewaffneten Soldaten, deren Anzahl das südafrikanische Fernsehen auf 1.600 Mann schätzt, rückten nach einem Bericht der unabhängigen namibischen Tageszeitung The Namibian am Wochenende aus der südostangolanischen Provinz Cuando Cubango in ein Gebiet östlich der namibischen Stadt Rundu ein. Von dort aus beschossen sie Unita-Stellungen auf angolanischem Gebiet sowie auf einer Insel in einem Grenzfluss. Die Bewohner mehrerer Dörfer seien geflohen.

Angolas Regierung versucht mit ihren Angriffen, die Unita-Hochburgen um Jamba im Südosten Angolas zu umzingeln und vom Nachschub abzuschneiden. Namibias Regierung hatte Angola bei einem Gipfeltreffen in Namibias Hauptstadt Windhoek am vorletzten Wochenende Hilfe dabei zugesagt. Daraufhin lieferten sich angolanische Regierungstruppen und Rebellen vom 12. bis 14. Dezember eine dreitägige Schlacht an der Grenze zu Namibia, die mit der Einnahme eines Grenzpostens durch die Regierungstruppen endete. Angolanische Soldaten haben laut namibischen Presseberichten seitdem in namibischen Dörfern am Grenzfluss Zivilisten nach Angola entführt und manche getötet. Dörfer seien geplündert und niedergebrannt worden.

Nach Angaben einer namibischen Menschenrechtsorganisation hat Namibias Armee seit Beginn dieser Offensive in der betroffenen Region 1.500 bis 2.000 Menschen verhaftet, weil sie keine Papiere bei sich trugen. Die Behörden fürchten, dass Unita-Sympathisanten das Gebiet infiltriert haben, in dem bereits viele angolanische Kriegsflüchtlinge leben. Bereits im Sommer hatten namibische Soldaten im nordostnamibischen Caprivi-Streifen beim Kampf gegen mutmaßlich von der Unita unterstützte Rebellen zahlreiche Menschenrechtsverletzungen begangen.

Mit der Überschreitung der Grenze nach Namibia weitet Angolas Regierung ihren Krieg gegen die Unita erneut aus. Sie hat bereits in der Demokratischen Republik Kongo sowie in Kongo-Brazzaville Truppenkontingente von jeweils mehreren tausend Mann stationiert, die neben der Unterstützung der jeweiligen Regierungen im Kampf gegen eigene Rebellen auch gegen Unita-Stellungen vorgehen.

Dominic Johnson

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