piwik no script img

Weinrichs Verteidiger fordert Freispruch

Anwalt sieht keine Beweise für Anschlag auf Maison de France

Berlin (AP) – Die Verteidigung des mutmaßlichen Terroristen Johannes Weinrich hat gestern vor dem Berliner Landgericht Freispruch beantragt. Die fast vier Jahre dauernde Beweisaufnahme habe nicht bewiesen, dass Weinrich 1983 an der Bombenexplosion im französischen Kulturzentrum in Westberlin beteiligt war, sagte Anwalt Rainer Elfferding in seinem Plädoyer. Damals waren ein Mann getötet und 23 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte unter anderem wegen Mordes lebenslange Haft für Weinrich beantragt.

Elfferding sagte, die Zweifel an der Schuld Weinrichs seien offensichtlich. An die Stelle rechtsstaatlicher Mittel seien in der Beweisführung gegen Weinrich geheimdienstliche Unterlagen und Methoden getreten: Protokolle der Stasi und des ungarischen Geheimdienstes. Die Wertung von Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis, mit seiner Tat habe sich Weinrich „aus der menschlichen Gesellschaft verabschiedet“, verglich Elfferding mit der Rhetorik des Volksgerichtshofes. Mehlis hatte für Weinrich lebenslange Haft beantragt sowie die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.

Für den Fall eines Schuldspruches forderte die Verteidigung, nicht auf besondere Schwere der Schuld zu erkennen. Weinrich habe weder eigennützig gehandelt noch aus Gewinnsucht, sondern aus dem ernsten Entschluss heraus, die Unmenschlichkeit auf dieser Welt zu beseitigen. Die Tragik von Menschen, die für Freiheit kämpfen wollten, bestehe darin, dass sie die Mittel der Gegner wie Bomben und Krieg verabscheuten, diese aber selbst benutzten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen