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Afrikaner unterwegs

Die drei Bücher von Afrikanern, die zu meinen Lieblingsbüchern gehören, sind leider nur durch Mittler auf Deutsch zu Stande gekommen.

Das ist erst einmal die Geschichte von Tété-Michel Kpomassie, der als junger Mann – nach einer wahren Odyssee von Togo nach Dakar, von Marseille nach Kopenhagen, schließlich nach Grönland – zu „seinem Volk“, den Eskimos, gelangte, wo er dann lange Zeit lebte und forschte. Immer wieder verglich er dabei seine Dorferfahrungen zu Hause mit den Sitten und Gebräuchen der Inuit. Anschließend nahm er in Paris Kontakt zum Direktor des Instituts für arktische Studien am Centre National de la Recherche Scientifique, Jean Maleurie, auf. Dieser überredete ihn, seinen Erlebnisse niederzuschreiben. Sie erschienen auf Deutsch im Piper-Verlag, unter dem Titel: „Ein Afrikaner in Grönland“. Der Autor, Tété-Michel Kpomassie, arbeitet inzwischen am Pariser Institut für arktische Studien.

Der zweite afrikanische Lebensbericht – „Lebensreise“ genannt – stammt von der kenianischen Tänzerin und Prostituierten Miriam Kwalanda, aufgeschrieben hat ihn die Psychologin und Journalistin Birgit Theresa Koch: „Die Farbe meines Gesichts“. Miriam Kwalanda heiratete in Mombasa einen deutschen Sextouristen. Damit erfüllte sich ein Traum: Sie konnte nach Deutschland einwandern. Sie bekam ein Kind, trennte sich von ihrem Mann, machte eine Psychotherapie und lebt heute im Ruhrgebiet. „Oft fühle ich mich wie eine Ziege, die allein nach dem Weg sucht.“ Rückblickend meint die heute Sechsunddreißigjährige: „Die Blumen in meinem Leben sind meine drei Kinder, die Erinnerungen an meine Mutter, meine Therapeutin und sehr gute Freunde, die in den letzten Jahren zu mir gehalten haben.“ Dazu zählt auch Birgit Theresa Koch.

Den dritten Bericht veröffentlichte die Experimentalfilmerin Pola Reuth. Als sie in den Achtzigerjahren mit einem Stipendium in Rom lebte, lernte sie dort einen Afrikaner kennen, der eine kolossale Irrfahrt hinter sich hatte: Er stammte aus Kosti im Sudan – und wollte unbedingt nach Nordeuropa. Immer wieder versuchte er es. Mal über Ägypten und den Libanon, dann über den Tschad und Lybien. Schließlich schaffte er es bis nach Rom – und dort endet auch seine letzte Geschichte. Jedes der fünfzehn Kapitel thematisiert einen Fluchtversuch. Seine Aufschreiberin, Pola Reuth, half ihm dann, von Rom nach Hamburg zu gelangen, wo er einen Exportgeschäft mit gebrauchten Motoren aufmachte. Auch dabei half sie ihm, im Gegenzug bekam sie irgendwann ein Kind von ihm. Helmut HögeTété-Michel Kpomassie: „Ein Afrikaner in Grönland“, Serie Piper, München 1987, 312 Seiten, 14,80 DM Miriam Kwalanda:„Die Farbe meines Gesichts“, Eichborn-Verlag, Frankfurt/Main 1999, 310 Seiten, 36 DM Pola Reuth: „Libysche Träume“, Verlag Engstler, Ostheim/Rhön 1999, 129 Seiten, 22 DM

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