: „Meist bin ich ein durchaus netter Mensch“
Olaf Staps’ Kleinkrieg mit seinem Vermieter eskalierte bis zur Brandstiftung
Als „höchst gefährlich“ schätzt die Polizei den 39-jährigen Olaf Staps ein. Ihm sei zuzutrauen, dass er seine Drohung, einen Anschlag auf die Rosa-Luxemburg-Gedenkfeier zu verüben, umsetzen werde, erklärte die Polizei gegenüber der PDS. Zu dieser Einschätzung sind Polizeipsychologen nach der Analyse des Drohbriefes gekommen. Stabs schrieb darin, er habe sich mit einer Maschinenpistole und Handgranaten bewaffnet.
Doch ist der Mann, der nach einem langwierigen Kleinkrieg mit seinem Vermieter am 24. September vergangenen Jahres das bis auf seine Wohnung leerstehende Haus in der Grünberger Straße 52 in Brand setzte, zu Gewalt gegen Menschen fähig? Seit der Brandstiftung hält sich Staps versteckt. In einem Selbstbezichtigungsschreiben, in dem er seinen Kampf gegen die Sanierung seiner Wohnung schildert, spricht er selbst von einer Notwehrtat. In dem Dokument, das die Zeitschrift Scheinschlag veröffentlichte, listet Staps minutiös die Stationen seines Kleinkriegs mit der Hausverwaltung auf. Eines wird deutlich: Hier hat sich einer total in etwas verbissen.
In der Grünberger Straße wohnte Staps bereits seit 1986, als er aus Jena herzog. Nach der Rückübertragung des Hauses an die Alteigentümer und dem Verkauf an eine Immobilienfirma begann im Juni 1998 die Sanierung des Hauses. Der Kleinkrieg, der später bis zur Brandstiftung eskalieren sollte, begann harmlos: Staps versah die frisch grundierte Wohnungstür wieder mit Aufklebern, die er als „linksradikale und antideutsche Highlights“ beschreibt. Der Eigentümer bezichtigte ihn daraufhin der Sachbeschädigung. Seit Februar 1999 war Staps der einzige verbliebene Mieter im Haus. Zwischen Staps und der Hausverwaltung kam es zu weiteren, gegenseitigen Schikanen, die schließlich in einer fristlosen Kündigung mündeten. Am 24. September sollte Staps seine Wohnung räumen. Sein Verhalten gegenüber dem Eigentümer nennt Staps selbst „mehr reaktiv als aktiv“. „Wenn ich nicht persönlich von solchen Verbrechern belästigt werde, bin ich durchaus meist ein netter Mensch.“ Staps wandte sich auch Hilfe suchend an die PDS-Baustadträtin Martina Albinus-Kloss. Sie solle die öffentliche Förderung der Sanierung stoppen. Doch der Brief sei unbeantwortet geblieben, so Staps.
In seiner Dokumentation ärgerte sich Staps darüber, dass der Brand von den Medien „absolut totgeschwiegen“ worden sei. Er deutete dies als „Orwellsches Schweigen“. Mit seiner Drohung gegen die Rosa-Luxemburg-Gedenkfeier hat er sich nun ein öffentlichkeitswirksameres Forum geschaffen. Dorothee Winden
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