: Frauen als eigene Chefs
■ Hamburger Existenzgründerinnen setzen beim Geld eher auf Freunde als auf die Bank
Frauen wie Männer machen sich selbstständig, weil sie sich davon versprechen, eigenverantwortlich handeln und ihre individuellen Fähigkeiten besser einsetzen zu können. Aber während Männer dabei auch reich werden wollen, ist Frauen das Geld nicht so wichtig. Das ergab die Untersuchung „Frauen als Existenzgründerinnen“, die Heike Kehlbeck und Ulrike Schneider im Auftrag des Senatsamtes für Gleichstellung erstellt haben.
Überhaupt gibt es beim Thema Geld große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen setzen im Durchschnitt sehr viel weniger Kapital ein als Männer. Sie inves-tieren 25.000, Männer 63.000 Mark. Der durchschnittliche Jahresumsatz betrug bei den Gründe-rinnen 1998 104.000 Mark, bei den Gründern 542.000 Mark.
Auch bei den Finanzierungsquellen gibt es Unterschiede: Frauen finanzieren ihr Unternehmen zu einem Drittel mit Sacheinlagen und zu einem weiteren Viertel mit Geld von Freunden und Verwandten. Nur 15 Prozent nutzen Bankkredite. Bei den Männern ist dieser Prozentsatz doppelt so hoch. Sie setzen weniger auf vermögende Bekannte.
Frauen nutzen außerdem sehr viel stärker ihre informellen Netzwerke als formelle wie Kammern, Verbände, Banken oder Wirtschaftsförderungseinrichtungen. Sie beantragen auch wesentlich seltener Fördermittel und Bankkredite. Offensichtlich aus gutem Grund: Ihre Erfahrungen mit Banken benoten 60 Prozent der Frauen mit schlechter als befriedigend.
Die Studie hat die Förderung von Existenzgründungen in Hamburg in Hinblick auf die Zielgruppe der Frauen bewertet und daraus verschiedene Forderungen abgeleitet: So könnte beispielsweise den Frauen der Zugang zu Fördermitteln dadurch erleichtert werden, dass Förderinstitutionen die Funktionen der Hausbanken übernehmen. Außerdem sollte die Hamburger Wirtschaftsförderung darüber nachdenken, Haftungsfreistellungen als Förderinstrument einzusetzen.
Sandra Wilsdorf
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