: Simmert wimmert: Ich habe alles falsch gemacht
Die Steuererklärung auf der Homepage des Jungpolitikers war gar nicht gläsern
Berlin (taz) – Er sitzt vor der Reichstagskuppel, und sein Lächeln soll dem Betrachter sagen: Meine Politikereinkünfte sind so gläsern wie das Dach des Wallotbaus! Und tatsächlich hat Christian Simmert, grünes Mitglied des Bundestages (MdB), auf seiner Homepage fein säuberlich aufgelistet, „was ein Abgeordneter verdient“.
Gestern nun hat der linke und gut meinende Volksvertreter seinem Gehaltsstreifen eine weitere Transparenzerklärung hinzugefügt, die seine Einkünfte nun wieder wie hinter dickem Milchglas verstecken: Nichts schimmert mehr durch, alles ist verzerrt und verschwommen. Aber, meint Simmert: „Dem Steuerzahler, der Steuerzahlerin ist kein Nachteil entstanden.“ Jedenfalls kein finanzieller.
Auf Simmerts Homepage steht unter der Rubrik „steuerfreie Aufwandsentschädigung“ als erster Posten: 1.000 Mark Abführungen an die Partei. Das aber erfüllt nicht nur seinen Zweck, den BürgerInnen „öffentlich sein Verdienst darzulegen“, sondern ist zudem das Dokument eines Rechtsverstoßes. Nach übereinstimmender Meinung dürfen Abgeordnete nämlich aus dieser so genannten „Amtsausstattung“ ihrer Fraktionsarbeit keine Gelder an die Partei abführen. Das widerspräche dem Geist des Parteiengesetzes, das Zahlungen von Fraktion Richtung Partei verbietet. Mit der Offenherzigkeit Simmerts ließ sich nachweisen, dass die grüne Spendenpraxis nicht rechtens ist.
Jetzt, da der Abgeordnete aus dem Urlaub zurückgekehrt ist, hat er die Sache aufklären wollen. Weil Simmert nur zarte 26 Jahre zählt, hat ihn die erfahrene parlamentarische Geschäftsführerin Kristin Heyne an die Hand genommen, um ihn sicher durch die Engpässe und scharfen Kanten der Abgeordnetenfinanzierung zu leiten. Der Parlamentsgrünling habe, so beruhigen die beiden, seine gläsernen Angaben im Internet nur gemacht, um „dem Parteitagsbeschluss [der Grünen] Folge zu leisten“. Die Aufstellung im Internet, wimmert Simmert, „verstößt gegen geltendes Recht, nicht aber meine tatsächlichen Zahlungen“.
Juristisch ist damit alles okay. Die gläserne Erklärung „für mehr Transparenz“ aber ist alles andere als transparent. Sie ist ein Fake, eine glitzernde Fassade für den Bürger. Abgaben an die Partei also wurden falsch deklariert. War da nicht was? Christian Füller
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen