piwik no script img

Rechte Schläger aus Eggesin angeklagt

Bundesanwälte dürfen wegen Überfalls auf Vietnamesen vor Gericht ziehen

Karlsruhe (AP) – Wegen des brutalen Überfalls auf zwei Vietnamesen im vorpommerschen Eggesin hat der Generalbundesanwalt fünf rechtsextreme Gewalttäter angeklagt. Die Anklage beim Oberlandesgericht Rostock lautet auf gemeinschaftlich versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung. Vier 16 und 17 Jahre alte Jugendliche sowie ein 20-Jähriger hätten „aus fanatischem Hass auf Ausländer“ am 22. August 1999 zwei 28 und 29 Jahre alte Vietnamesen überfallen und schwer verletzt.

Die Bande war am Abend des 21. August in einem Bierzelt beim Volksfest in Eggesin nahe der polnischen Grenze auf die Vietnamesen getroffen und hatte beschlossen, sie zu verprügeln. Die zum Teil stark angetrunkenen Schläger folgten Phong N. und Vien T., als diese gegen vier Uhr morgens das Fest verließen, und prügelten auf sie ein. Während der Misshandlungen grölten sie Beschimpfungen wie „Ausländer verrecke“. Als sich die Opfer nicht mehr bewegten und eine Frau näher kam, ließen sie von ihnen ab. Kurz darauf kehrten sie zurück. In der Anklageschrift heißt es, einer der Schläger habe einem der Vietnamesen zugerufen: „Bist du noch nicht tot?“ Drei Schläger hätten erneut auf die Opfer eingetreten. „Sie hörten erst auf, als sich Personen näherten.“ Vien T. erlitt eine lebensbedrohliche Hirnblutung durch mehrere Brüche des Schädels.

Die fünf Beschuldigten gehören nach Angaben der Bundesanwaltschaft der rechtsextremen Jugendszene in Eggesin an. Sie besuchten die Clubs „Arischer Widerstand Eggesin“ und „Nationaler Widerstand Eggesin“.

Der Bundesgerichtshof hatte in der vorigen Woche entschieden, dass der Generalbundesanwalt zu Recht die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg übenommen hat. Zur Begründung hieß es, der Überfall sei vor dem Hintergrund der Häufung ausländerfeindlicher Gewalttaten „bestimmt und geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen