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Rosas Enkel gegen Neoliberale

Weltverband der Jungsozialisten fordert mehr Solidarität mit dem Süden. Hamburger zum Vize-Präsidenten gewählt  ■ Von Sven-Michael Veit

Mit einem Aufruf zu weltweiter Solidarität und Toleranz, Schutz der Umwelt und einer gerechten Gestaltung des Welthandels ist am Sonntag der 23. Kongress der Jugendorganisation der Sozialistischen Internationale (IUSY) in Hamburg zu Ende gegangen. „Wir sind eine starke globale Kraft und müssen uns als solche globalen Problemen stellen und globale Lösungen suchen“, erklärte der neu gewählte Erste Präsident der IUSY, der 29-jährige chilenische Anwalt Alvaro Elizalde.

Zum Vize-Präsidenten des Weltverbandes wurde ein Hamburger gewählt. Der 26-jährige Geschichtsstudent Niels Annen wurde per Akklamation fast einstimmig zum Stellvertreter Elizaldes ernannt. „Die Perspektiven des Südens“ müssen wieder stärker thematisiert werden, forderte Annen. Sonst drohten „die weniger entwi-ckelten Regionen der Welt“ ein Opfer des „ungezügelten Kapitalismus“ zu werden. Gerade sozialdemokratische Jugendorganisationen müssten darauf hinweisen, dass „die Rezepte neoliberaler Meinungsmacher gescheitert sind“.

Unter dem Motto „Die Macht der Solidarität – unsere Antwort auf die Globalisierung“ diskutierten auf dem Kongress rund 300 Delegierte aus aller Welt im Bergedorfer Treff-Hotel von Donnerstag bis gestern Mittag über die zukünftigen Leitlinien der internationalen Linken, zu deren Grundpfeilern die demokratische Kontrolle des Wirtschaftssystems gehöre. Voraussetzung hierfür seien die Regulierung und Schaffung einer neuen Finanzarchitektur sowie eine gerechtere Verteilung des Reichtums zwischen Nord und Süd zu Gunsten einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung, heißt es in einer Resolution.

Auf dem von den Jusos in der SPD und der Sozialistischen Jugend „Die Falken“ organisierten Kongress sprachen unter anderem SPD-Generalsekretär Franz Müntefering, Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und der Präsident der Sozialis-tischen Internationale, der portugiesische Regierungschef Antonio Guterres.

Wieczorek-Zeul, zu ihren eigenen Juso-Zeiten als „Rote Heide“ bekannt geworden, forderte eine „menschliche, soziale und ökologische Gestaltung der Globalisierung. „Ohne eine starke internationale Politik-Koordinierung geraten die gewachsenen Sozialordnungen in Gefahr.“ Die Überwindung der Trennung in Nord und Süd, in eine industrialisierte Welt und eine nicht entwickelte so genannte Dritte Welt sei die große Aufgabe des neuen Jahrhunderts.

IUSY ist die Nachwuchsorganisation der Sozialistischen Internationale. Mit mehr als 116 Mitgliedsorganisationen aus weit über 80 Ländern ist die IUSY nach eigenen Angaben die weltweit größte internationale politische Jugendorganisation. Sie wurde 1907 in Stuttgart unter anderem von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gegründet und ist heute vor allem in Lateinamerika stark vertreten.

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