Kriegsgegner protestieren vor dem Auswärtigen Amt

Außenminister Fischer sollte zum Bundeswehreinsatz im Kosovo vernommen werden

Lautstarke Unterstützung erhielt gestern der Farbbeutelwerfer Samir F., der im vergangenen Juni Außenminister Joschka Fischer beim Sonderparteitag der Grünen am Ohr verletzt hatte.

Rund 100 Demonstranten versammelten sich vor dem Auswärtigen Amt, während Fischer dort von einem Amtsrichter als Zeuge im Prozess gegen F. vernommen wurde. Die Verteidiger F.s werfen Fischer vor, dass der von ihm verantwortete Kriegseinsatz der Bundeswehr gegen Jugoslawien gegen das Grundgesetz und das Völkerrecht verstoßen habe. Doch nach Angaben von Rechtsanwalt Detlef Hartmann blockte der Richter schon die erste Frage zur Rolle Fischers im Kosovo-Krieg ab. Die geforderte Stellungsnahme Fischers blieb aus. Der Angeklagte F. lehnte daraufhin den Richter wegen Befangenheit ab.

Als der Farbbeutelwerfer und seine Verteidiger das Amt verließen, wurden sie von den Demonstranten begeistert begrüßt. Diese hatte sich mit Nudelsalat, Gesangsdarbietungen und einem Endlosvideo der Farbattacke auf Fischer bei Laune gehalten. In Redebeiträgen protestierten die Teilnehmer gegen die Politik des Außenministers. Ein Demonstrant wurde vorübergehend festgenommen, weil er sich weigerte, ein Schild mit der Aufschrift „Außenminister Fischer ist scheiße“ herunterzunehmen. Er muss mit einer Anzeige wegen Beleidigung rechnen. Im Zuge der Festnahme kam es zu einer Rangelei zwischen der Polizei und einem Journalisten. Ansonsten blieb die Kundgebung friedlich. Der letzte Programmpunkt, eine Runde „Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser“ auf der Wiese vor dem Auswärtigen Amt, fiel mangels Beteiligung aus.

Frauke Niemeyer