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Ein Gedenkstein für Marinus van der Lubbe

Eine Stiftung will an den angeblichen Reichstagsbrandstifter erinnern. Senat blockt ab

Ein Gedenkstein vor dem Berliner Reichstagsgebäude soll nach dem Willen einer niederländischen Initiative an den Holländer Marinus van der Lubbe erinnern. Ihm wurde der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 zur Last gelegt. Die Nationalsozialisten verurteilten ihn dafür zum Tode.

Die Holländer wollen an diesem Sonntag den Erinnerungsstein in der Nähe des Parlamentsgebäudes der Öffentlichkeit vorstellen – auf einem Hänger, denn endgültig abstellen dürfen sie ihn bisher nicht.

Mit dem Stein wolle man den Holländer als Einzelkämpfer gegen das NS-Regime und zugleich als Opfer des Nationalsozialismus würdigen, sagte Martin Shouten, Vorsitzender der Stiftung mit dem Namen „Ein Grab für Marinus van der Lubbe“, am Mittwoch in Berlin.

Etwa 100 Sympathisanten aus den Niederlanden sollen die Präsentation begleiten, die zuvor an mehreren Orten in der Stadt Halt macht. Die Stiftung hatte zunächst vor, den etwa einen Meter langen und 950 Kilogramm schweren Stein direkt am Reichstag aufzustellen. Der Senat und das Bezirksamt Tiergarten lehnten den Antrag jedoch ab. Zur Begründung sagte die christdemokratische Kultursenatorin Christa Thoben: „An diesem Ort müsste ein solcher Stein als Ehrung der Brandstiftung als Widerstandstat wirken. In Wahrheit war es jedoch eine katastrophale Tat, die nach dem einhelligen Urteil der Historiker einzig den Nationalsozialisten nützte.“

Zudem gebe es nicht einmal für alle vorbildhaften Widerstandstaten ein Denkmal. Eine Sprecherin des Bundestages verwies außerdem darauf, dass der Kunstbeirat des Parlaments bereits die Errichtung einer Gedenktafel für den Reichstagsbrand in dem historischen Gang zwischen Reichstagsgebäude und Präsidentenpalais beschlossen habe.

Historiker streiten sich bis heute über den wirklichen Tathergang beim Reichstagsbrand. Die einen sehen in van der Lubbe einen Unbeteiligten, für die anderen war er nur eine Marionette des Naziregimes. Die meisten Untersuchungen weisen jedoch auf einen Einzeltäter hin, der – wie er auch zugab – mit seiner Tat die Arbeiter zum Kampf für die Freiheit aufrütteln wollte. Das Feuer verhalf den Nazis jedoch so schnell und endgültig zur Macht, dass Spekulationen über eine von ihnen selbst inszenierte Brandstiftung aufkamen.

Die Nazis hielten stets an der Version vom Fanal zur kommunistischen Verschwörung fest. Der damals 24-jährige van der Lubbe wurde noch in der Brandnacht im Gebäude festgenommen. Er wurde am 23. Dezember 1933 wegen „aufrührerischer Brandstiftung“ zum Tode verurteilt und bereits zweieinhalb Wochen später hingerichtet. dpa

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