Missklänge im Dorffrieden

■ „Lieber Vogel-Zwitschern“: Gemeinde in Ostholstein streitet über Glockenturm

Eigentlich will der Kunstmäzen Karl-Heinz Stamer nur Gutes tun. Doch an dem Glockenturm, den er der kleinen Gemeinde Kasseedorf im Kreis Ostholstein schenken möchte, scheiden sich jetzt die Geister. Die Gemeindevertretung hatte dem Bau des Turms bereits im Dezember zugestimmt, doch schon bald regte sich bei den Bürgern erheblicher Widerstand. An diesem Sonntag sollen die Kasseedorfer nicht nur ihre Stimme bei der Landtagswahl abgeben, sondern auch bei einem Bürgerentscheid darüber abstimmen, ob der Glockenturm aufgestellt werden soll oder nicht.

Kunstfreund Stamer hat bereits der ostholsteinischen Kreisstadt Eutin mehrere kostbare Bronze-plastiken gespendet und seinen Heimatort Lensahn sowie die Nachbargemeinde Schönwalde mit Glo- ckentürmen ausgestattet. Sein neuestes Exemplar in Kasseedorf soll aus einem mit zwölf Glocken bestückten Holzgerüst bestehen. Drei Mal täglich soll das Glockenspiel auf dem Dorfplatz der Gemeinde für höchstens fünf Minuten zu hören sein.

Die Initiatoren des Bürgerentscheids befürchten nun, dass durch das Geläut des Glockenturms die Wohnqualität rund um den Platz beeinträchtigt wird. „Ich höre in unserem Dorf lieber Vogel-Zwitschern als Glockengeläut“, sagt Turm-Gegner Peter Ard. Aber auch um mögliche Kosten für Wartung, Reparatur und Strom sorgt sich die Gruppe. Nicht zuletzt füge sich der Glockenturm nicht in das Dorfbild ein. 195 Unterschriften hat die Initiative für den Bürgerentscheid vorgelegt, 82 mehr als die notwendigen 113.

Nach Einschätzung von Uwe Meister, Leiter des für Kasseedorf zuständigen Amtes Schönwalde, entstehen durch den Bürgerentscheid zum Glockenturm Kosten von rund 8000 Mark. Die Kasseedorfer Bürgermeisterin, Bettina Hagedorn (SPD), kritisiert die Haltung der Glockenturm-Gegner. Sie lieferten „unhaltbare Argumente“. Der Begriff Bürgerwille dürfe nicht beliebig oder populistisch eingesetzt werden.

Hagedorn bleibt optimistisch, dass die Kasseedorfer sich an diesem Wochenende für den Turm entscheiden. Einen Termin für die Einweihungsfeier hat die Bürgermeis-terin schon geplant: Den Frühlingsanfang am 21. März.

Michael Kuhr