: Alt gegen Alt
■ In der Altonaer Straße sollen vier Häuser für Seniorenwohnungen weichen
Bettina Scharnberg-Westphal kämpft gegen den Abriss ihres Hauses. Als eines von vier Reihen-Stadthäusern in der Altonaer Straße, unweit vom Sternschanzenpark, soll es einer Altenwohnanlage im sozialen Wohnungsbau Platz machen. „Wir wohnen alle irre lange da“, wehrt sich Scharnberg-Westphal. Doch das Bezirksamt Eimsbüttel hält die kleinen Häuser aus den 1880er Jahren für fehl am Platz.
„Man kann baurechtlich da mehr machen“, sagt Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell. Statt der heutigen zwei könnten an derselben Stelle vier Stockwerke, statt einem halben Dutzend Läden und Wohnungen viermal so viele Altenwohnungen gebaut werden. Mit dem Neubau „würde ein städtebaulicher Missstand beseitigt“, behauptet der Bezirksamtsleiter.
Drei der zur Diskussion stehenden Grundstücke gehören der Stadt. Die Kommission für Bodenordnung, die über den Verkauf kleiner städtischer Grundstücke entscheidet, hat sie einer Investorengruppe an die Hand gegeben: Bis zum 1. Juli muss diese darlegen, was sie auf den Grundstücken bauen will. Die private Immobilie zwischen den städtischen Häusern haben sich die Investoren bereits gesichert.
Die alten Häuser müssten abgerissen werden, „weil es aus stadtplanerischen Gründen sinnvoll ist, was anderes zu machen“, sagt auch Holger Cassens, einer der vier Investoren. Ihm gehören bereits Häuser in der Vereins- und in der Amandastraße. In der Altonaer Straße will er 23 Altenwohnungen mit bis zu drei Zimmern bauen, bei 80-prozentiger Förderung durch die Wohnungsbaukreditanstalt. Insgesamt sollen rund drei Millionen Mark in das Bauvorhaben fließen.
Für die Investoren handle es sich bei den Plänen nicht um ein Spekulationsprojekt, sondern um eine „private Vermögensanlage“, versicherte Cassens. Die Altenwohnanlage solle „langfristig im Eigentum der Beteiligten bleiben“.
Sollte sich die Kommission für Bodenordnung für einen Verkauf entscheiden, muss das Bezirksamt den Neubau genehmigen. Die Bezirksversammlung könnte das nach Angaben Mantells jedoch verhindern. „Dann müsste man die sehr geringe Nutzung akzeptieren“, so der Bezirksamtsleiter.
Gernot Knödler
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