: Glashäuser für die Universität
Anwohner protestieren gegen neue Verwaltungsgebäude in der Schlüterstraße ■ Von Gernot Knödler
Nierenförmig und bunt – so soll das neue Verwaltungszentrum der Uni Hamburg in der Schlüterstraße aussehen. Für viele AnwohnerInnen ist das eine Horrorvision. Sie gründeten eine Bürgerinitiative mit dem Motto „Keine Glaspaläste in die Schlüterstraße!“ Bei einer Podiumsdiskussion am Montagabend in der Uni machten sie klar: Sie wollen keinen Neubau auf der kleinen Grünanlage an der Südspitze des Campus. Da halfen auch die Engelszungen nichts, mit denen Oberbaudirektor Jörn Walter redete.
Die Universität will ihre Verwaltung an einem Ort konzentrieren. Bisher ist diese über zehn Gebäude verstreut, die zum Teil als Wohnhäuser konzipiert wurden und daher teuer in der Nutzung sind. Um kurze Wege und praktische Büros zu schaffen, haben sich Uni-Verwaltung und Wissenschaftsbehörde einen Tausch ausgedacht: Die Uni vermietet und verkauft ihre bisherigen Verwaltungsgebäude. Mit dem Erlös baut sie das neue Zentrum für 150 MitarbeiterInnen auf einem Grundstück, das der Stadt bereits gehört.
Ob das klappen wird, ist freilich noch nicht klar. Deshalb sei die Verwaltung auch gegenüber den Informationswünschen der AnwohnerInnen so zurückhaltend gewesen, begründetet Harald Datzer vom Hochschulamt der Wissenschaftsbehörde: „Es ist doch klar, dass keine open doors da sind, wenn der Senat noch nicht entschieden hat“. Das Misstrauen der Leute aus der Schlüterstraße konnte er damit nur wenig dämpfen. Wenn noch nichts entschieden sei, warum seien dann den Geschäftsleuten im Viertel Gewerberäume angeboten worden, wollten Dieter Uentzelmann und Lisa Brunkow von der Ini wissen.
Uentzelmann kritisierte die geplanten Glasbauten als „Architektur des vergangenen Jahrhunderts“. Sie passten nicht in die Straße und zerstörten eine grüne Oase. Überdies dürften in einer Wohngegend nicht mehrere Hundert Arbeitsplätze in der Uni-Verwaltung und neuen Geschäften geschaffen werden. Ob denn alternative Standorte geprüft worden seien und ob eine zentrale Verwaltung im Internet-Zeitalter überhaupt nötig sei, fragte Ulrich Spiller von der BI. Lisa Brunkow brachte die Ängste der AnwohnerInnen auf den Punkt: „Sie wollen uns einmauern.“
Oberbaudirektor Walter konterte mit der Notwendigkeit, dem Flächenfraß Einhalt zu gebieten. In den 90er Jahren betonierte Hamburg jährlich einen halben Quadratkilometer Freifläche. Die Stadt müsse deshalb im Inneren verdichtet werden. Der Entwurf der Architekten Hutton und Ludloff, warb Walter, menge sich unter die verschiedenen Baustile rund um und auf dem Campus: die Wohnhäuser der Jahrhundertwende, die Solitäre aus den 50er Jahren (Philturm, Audimax) und die Klötze aus den 60-ern (Wiwi-Bunker, Stabi). Er nehme die Linie der Schlüterstraße auf, vermittle in der Höhe zwischen den Wohnhäusern und der Stabi und verschaffe dem Campus einen „attraktiven Eingang“.
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