Orthodoxer Rabbiner mit Steinen beworfen

Kinder von einer Schule für Lernbehinderte attackierten Rabbiner auf Friedhof in Weißensee. Jüdische Gemeinde kritisiert Lehrer

Auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee haben Schüler einer Lernbehindertenschule den orthodoxen Rabbiner Jitzhak Ehrenberg am Montag mit Steinen beworfen. Der Rabbiner hatte sich am Vormittag mit einem Fernsehteam auf dem Friedhof aufgehalten. An die eine Seite der Friedhofsmauer grenzt die Schule „Am Sonnenwinkel“. Die Schüler waren auf die Mauer geklettert und hatten von dort aus mit Steinen geworfen.

Nach Angaben von Schulsenator Klaus Böger (SPD) hatte die aufsichtshabende Lehrerin, nachdem sie den Tumult bemerkt hatte, sofort reagiert. Dieser Teil des Pausenhofes sei jedoch vom gesamten Schulhof nicht gut einsehbar.

Gestern berief die Rektorin der Schule eine Schülervollversammlung ein, entschuldigte sich bei der Jüdischen Gemeinde und lud deren Vorsitzenden Andreas Nachama sowie den Rabbiner in die Schule ein. Böger, der die Tat als „beschämend“ bezeichnete, sagte, dass „die Aufklärung der Schüler über ihre Tat vor strafrechtlichen Ermittlungen steht“. Es ginge darum, den Schülern das Schreckliche ihrer Tat bewusst zu machen. Die Schüler, die die Steine auf den Rabbiner geworfen haben, seien allesamt unter 14 Jahre alt.

Rabbiner Ehrenberg sagte, dass man den Kindern beibringen müsse, sich würdig zu benehmen. „Das sind Kinder. Es ist die Aufgabe der Lehrer, sie zu erziehen.“ Nachama bezeichnete den Vorfall als „Akt des Vandalismus“. Es falle bei lernbehinderten Kindern „nicht vom Himmel“, wenn sie mit Steinen würfen. „Das kann ja auch Teil des pädagogischen Konzepts sein“, sagte Nachama gegenüber der taz. Es sei ihm wichtig, dass sich die Schule zu dem Vorfall im Sinne eines sinnvollen „pädagogischen Konzeptes verhalte“.

Der persönliche Referent Nachamas, Hendrik Kosche, fügte hinzu, dass die Schüler nicht die Folgen bedenken würden. Solche Taten würden bei den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde Unsicherheit hervorrufen. Allerdings schloss er aus, dass die Tat politisch motiviert gewesen sei – anders, als unbekannte Täter Ende November vergangenen Jahres 150 Grabsteine umgeschmissen und beschädigt hatten. ANNETTE ROLLMANN