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Weyrauch muss wieder ran

Der Schmiergeld-Ausschuss des Bundestages und der Schmiergeld-Buchhalter Horst Weyrauch ringen um ihre Ehre: Weyrauch verweigert stur die Aussage, der Ausschuss droht mit Beugehaft

von CHRISTIAN FÜLLER

Es war gar nicht grimmig. Alle Beteiligten lächelten. Wie das so ist, wenn es um Fragen von Ehre geht. Der vielleicht wichtigste Zeuge des Schmiergeld-Untersuchungsausschusses des Bundestages, Horst Weyrauch, sagte charmant: „Ich mache von meinem Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch.“

Weyrauch, der für die CDU ein verzweigtes System von Geheimkonten betrieb, wollte den Ausschuss offenbar lächerlich machen. Vor und nach der Sitzunggibt Weyrauch Interviews – und drinnen schweigt er. Weil zwei Staatsanwaltschaften gegen ihn ermitteln, muss er im Ausschuss keine Antworten geben, die ihn belasten würden.

Doch der Vorsitzende des Ausschusses, Volker Neumann (SPD), fragte Weyrauch freundlich, warum er stets so erstaunlich runde Summen als Spende verbuchen konnte. Die Frage sei konkret, so Neumann, „damit Sie sich schon mal vorbereiten können, wenn Sie dann wieder vorgeladen werden“. „Keine Aussage“, sagte der Finanzberater forthin – und schwieg sich in die Zwickmühle.

Denn die Fragen der Abgeordneten waren so präzise neben die gegen Weyrauch laufenden staatsanwaltlichen Ermittlungen gestellt, dass der sie im Ausschuss nicht allein mit einem Kopfschütteln beantworten durfte. Darauf aber versteifte er sich. Das bedeutet, dass der Geheimbuchhalter womöglich schon kommende Woche wieder vor den Ausschuss muss. Alle Parteien außer der Union sind entschlossen, dann Zwangsmittel bis zur Beugehaft zu verhängen, falls er weiter schweigt.

Wie wichtig er als Zeuge sein könnte, bewies Weyrauch noch kurz vor der Vernehmung. In der Zeit gab er unbekümmert zu Protokoll, sich mit dem Waffenhändler Karl-Heinz Schreiber mehrfach getroffen zu haben – angeblich zu Kaffee und Kuchen.

Weyrauch hatte also freundschaftlichen Kontakt zu dem Mann, den Staatsanwälte verdächtigen, die Kohl-Regierung bestochen zu haben. Weyrauch kreuzte häufig gerade dann bei dem Industrielobbyisten Schreiber auf, wenn der Bares in sechsstelligen Summen abgehoben hatte. Was war der Zweck der Treffen? – fragt der Journalist. Weyrauch sibyllinisch: „Das Fass mache ich jetzt nicht auf.“

Das Gespräch machte die Ermittler des Bundestages hellhörig: Hat Weyrauch Gefälligkeitszahlungen für die CDU entgegengenommen? War Kohls Kabinett Schreiber gefällig – und der bedankte sich dafür bei der CDU? Wer anders als Weyrauch sollte das Schmiergeld holen? Wenn jemand wusste, wie man Geld in der CDU-Finanzkanalisation verschwinden lässt, dann der Wirtschaftsberater und Zeuge des Schmiergeld-Untersuchungsausschusses, Horst Weyrauch.

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