: Italienisch: Piazza voller Autos
Einzelhändler setzen sich vorläufig durch: Der Umgestaltung am Schulterblatt sollen nur wenige Parkplätze geopfert werden ■ Von Peter Ahrens
Es wird tatsächlich wie in Italien sein: Wenn man künftig auf dem Platz vor der Flora am Schulterblatt sitzt, den die Planer so gern Piazza nennen, dann fahren links und rechts die Autos weiter. Die neuen Pläne zur Umgestaltung des Schulterblattes sprechen davon, dass „auf dem Platz zwischen Susannenstraße und S-Bahn der PKW-Verkehr ähnlich läuft wie bisher“, wie die Stadtentwicklungsgesellschaft STEG gestern mitteilte. Damit haben sich die EinzelhändlerInnen am Schulterblatt mit ihren Forderungen weitgehend durchgesetzt. Nur einige wenige Parkplätze sollen weichen.
SPD und CDU in Mitte sind denn auch „ganz zufrieden“ mit den Plänen, wie CDU-Fraktionschef Hartwig Kühlhorn sagt. Nur ein kleiner Bereich direkt gegenüber der Flora soll autofrei sein, jedoch zum Be- und Entladen auch noch angefahren werden dürfen. Die STEG räumt in ihrer Pressemitteilung schon ein, die Fläche sei „für eine echte Piazza zu bescheiden“, macht aber dem Autoverkehr in der Straße zum Trotz in Optimismus: „Hier kann sich die vorhandene Straßencafé-Kultur weiter entwickeln.“ Wobei STEG-Sprecher Rüdiger Dohrendorf selber sagt: „Wenn ich abends am Schulterblatt auf dem Trottoir sitze, stört mich das mit den Autos auch.“
Aber ein radikales Minimieren des Verkehrs sei unrealistisch gewesen, dann „würden uns die Gewerbetreibenden an den Hals gehen“, sagt Dohrendorf. Und die haben mit der Großen Koalition in Mitte von SPD und CDU gewichtige Fürsprecher. Kühlhorn wünscht sich, dass „das Schulterblatt künftig wieder zu einer regional bedeutsamen Einkaufsstraße wird“. Dabei hat er aber noch einen Dorn im Auge: „Die Flora stört da schon.“ Ohnehin müsse man den Flora-Leuten sagen, dass der umgestaltete Platz, der nach den Plänen auch einen Brunnen und mehrere Sitzgelegenheiten bekommen soll, „nicht das Eigentum der Flora ist“. Kühlhorn: „Dass die den Platz okkupieren – so läuft das nicht.“
Die GAL-Opposition in Mitte hält die Neugestaltung des Schulterblattes an sich zwar für eine gute Sache, hätte sich aber gewünscht, „dass mehr Parkplätze reduziert würden“, sagt Bezirksabgeordneter Claudius Lieven. „Aber das ist bei der SPD-CDU-Mehrheit im Bezirk nicht zu machen.“
Das Konzept für den Flora-Platz, so beeilt sich die STEG zu sagen, sei allerdings „noch keine fertige Planung“. Hier seien immer noch „die Meinungen der Bürger gefragt“. Zum Beispiel in der kommenden Woche: Das Modell für das neue Schulterblatt können sich die BürgerInnen von Donnerstag bis Sonnabend an einem Info-Stand an der Ecke Susannenstraße/Schulterblatt ansehen (Do 15-18 Uhr, 14-17 Uhr, Sa. 10.30 Uhr-14 Uhr). Die Anregungen, die dort fallen, werden bei der nächsten Sitzung der AG Schulterblatt am 30. März ab 20 Uhr im Stadtteilbüro an der Stresemannstraße diskutiert.
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