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Ein Mann der Basis

Vom Jungwerker zum Chef der Eisenbahnergewerkschaft: Norbert Hansen will die Bahnreform. Aber nicht auf Kosten der Mitarbeiter

Deutlicher als Norbert Hansen kann man seine Enttäuschung kaum ausdrücken: Noch im Dezember hatte der Chef der Eisenbahner-Gewerkschaft den neuen Bahnchef Mehdorn gelobt, er sei ein „guter Zuhörer“ und könne „richtig anpacken“. Gemeinsam werde man die Bahnreform schon hinkriegen. Inzwischen bezeichnet er seinen Verhandlungspartner aus dem Bahnvorstand als „realitätsfern und selbstzerstörerisch“.

Lohnkürzungen und überplanmäßige Kündigungen, wie Hartmut Mehdorn sie letzte Woche von den Eisenbahnern forderte, sind mit dem Vollblut-Eisenbahner Hansen nicht zu machen. „Wir dürfen die Bahn doch nicht kaputtsparen“, schimpft der kämpferische SPD-Mann, der in seiner Jugend stellvertretender Juso-Vorsitzender war. Weil er sich gegen den personellen Kahlschlag nicht mehr anders zu wehren weiß, droht er jetzt mit Streiks, „wie sie Deutschland noch nicht erlebt hat“.

Seine Drohung ist durchaus ernst zu nehmen. Denn der jungenhaft und aufgeweckt wirkende Hansen ist nicht mehr zu Scherzen bereit. Immer wieder hatte er den kontinuierlichen Personalabbau zur Quelle von Pannen und Unglücken, zum Sicherheitsrisiko erklärt. „Mehdorn weiß gar nicht, wie sehr er uns Mitarbeiter braucht“, wirft er dem „Kaputtsparer“ vor.

Norbert Hansen kennt das Bahngeschäft wesentlich länger als sein Vorstand: Schon mit 15 Jahren fing er bei der Bahn als Jungwerker an. Dann machte er vom Ticketverkäufer bis zum Rangierer alle Posten durch, die der mittlere Dienst den Bahnangestellten bietet. Seine Karriere als Gewerkschafter begann der gebürtige Husumer beim Personalrat des Bahnhofs Büchen. Seit 1992 ist er im GdED-Vorstand zuständig für Tariffragen. Bis heute hat der 47-Jährige alle Tarifverträge im Zuge der Bahnreform maßgeblich geformt. Dabei hat er sich den Ruf eines realistischen und ruhigen Verhandlungspartners erarbeitet.

Vor einem Jahr erst war er mit der Forderung nach einheitlichen Tarifstrukturen und dem Erhalt von Arbeitsplätzen als neuer Bundesvorsitzender bei der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) angetreten. Auch er will die Bahn „wettbewerbsfähig“ gestalten. In vielen Gesprächen auf Stationen, Rangierbahnhöfen und in Zugabteilen hat er deshalb versucht, seine Bahnkollegen zu überzeugen, künftig als höfliche Dienstleister aufzutreten. „Die Eisenbahner sind bereit, die Umstrukturierungen mitzutragen“, betont er seitdem den Reformwillen seiner Gewerkschaft. „An uns kann es nicht liegen, wenn wir scheitern.“ KATJA TRIPPEL

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