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Der Politikverkäufer

Unangenehme Wahrheiten gut zu verkaufen, das ist der Job von Klaus-Peter Schmidt-Deguelle, Medienberater von Rentenminister Riester

Pech gehabt. Da hat Klaus-Peter Schmidt-Deguelle den Spiegel-Journalisten spontan eingeladen, zum zweistündigen Gespräch mit dem Minister, und dann das: „Riesters Rententrick“ titelte das Magazin giftig. Wo es doch Schmidt-Deguelles Job ist, solche hämischen Überschriften zu verhindern. „Man muss mit den Leuten ausführlich reden“, sagt der 49-Jährige. Was hinterher in der Zeitung steht, bleibt eine Überraschung.

Schmidt-Deguelle ist Medienberater von Arbeitsminister Walter Riester (SPD) und für einen Tagessatz von 900 Mark freiberuflich zuständig dafür, dass die Rentenreform in der Öffentlichkeit besser rüberkommt als bisher. Bild-Schlagzeilen wie „Zwangsrente“ sind genau das, was nicht mehr passieren darf.

Schmidt-Deguelle, ehemaliger Fernsehjournalist, nutzt seine eigene Medienerfahrung. In Hintergrundgesprächen mit Journalisten erklärt er Demografietabellen und versucht klarzumachen, dass „man der Öffentlichkeit die Wahrheit sagen muss“. Wobei „Wahrheit“ bedeutet, die Lüge zu vermeiden. Damit Riester weiter behaupten kann, „die Renten steigen mit den Nettolöhnen“, ersannen die Rentenexperten mit Schmidt-Deguelle eine neue Strategie. Künftig sollen die Nettolöhne einfach neu und statistisch niedriger errechnet werden. Schon spart man den Rentenkassen die Milliarden – und der Minister muss sein Versprechen nicht brechen.

„Einfache Botschaften“, sagt Schmidt-Deguelle, „sind das Wichtigste.“ Das hat der Rheinländer in seinem vorhergehenden Job als Medienberater von Finanzminister Eichel (SPD) festgestellt. Bald hatten die Wähler kapiert, dass die Schuldzinsen des Staates fast jede vierte Mark ihrer Steuergelder auffressen, das Sparpaket fand guten Anklang.

Sozialpolitik, sagt Schmidt-Deguelle, „ist wie ein Gebrauchtwagen, der aufgemöbelt werden muss“. Doch der politische Gegner nagt am Image des Gebrauchtwagenhändlers. Schmidt-Deguelle sei scheinselbstständig, behauptet der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Haushalt der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Austermann. Schließlich habe er im Bundesarbeitsministerium ein eigenes Büro. Außerdem kassiere er Ruhestandsbezüge aus einer früheren Tätigkeit als hessischer Regierungssprecher und habe sich auch deswegen nicht fest anstellen lassen. Die üble Nachrede sei lanciert vom politischen Gegner, kontert Schmidt-Deguelle gelassen. „Selbstverständlich rechne ich alles korrekt ab.“ Korrektheit ist für sein Image wichtig. Der PR-Experte ist jetzt auch als Berater für den Regierungssprecher im Gespräch. BARBARA DRIBBUSCH

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