: IM „Förster“ wilderte fast überall
Der einstige Stasi-Mann wurde vom Verfassungsschutz nicht nur auf die „Kommunistische Plattform“ der PDS angesetzt. Zu seiner seiner Spionagetätigkeit gehörte auch ein Besuch im Wahlkampfbüro der Landesvorsitzenden Petra Pau
von DIRK HEMPEL
Der Verfassungsschutz hatte seinen V-Mann „Förster“ nicht nur auf die „Kommunistische Plattform“ in der PDS angesetzt. „Förster“, bis 1990 hauptamtlicher Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit, hat auch andere Gliederungen der Partei sowie eine antifaschistische Gruppe in Prenzlauer Berg ausgespäht.
Vor knapp zwei Jahren tauchte der V-Mann im damaligen Wahlkampfbüro der PDS-Landesvorsitzenden Petra Pau auf. Pau ist mittlerweile Abgeordnete des Bundestages. Wie ein Mitarbeiter des Büros berichtet, habe der V-Mann sich häufiger in den Räumen aufgehalten. Der Mann mit dem Decknamen „Förster“ gehörte dem „Bund der Antifaschisten – die PrenzelbergerInnen“ an, die regelmäßig in dem Büro zusammenkamen. Eines Tages sei er früher gekommen und habe ein Gespräch über die Partei begonnen. „Er wollteMitglied werden, hat sich dann aber nicht mehr gemeldet“, erinnert sich der Mitarbeiter des Büros. Offensichtlich habe „Förster“ damit versucht, Kontakt anzubahnen.
Zuvor – von 1996 bis 1997 – hatte sich „Förster“ bereits bei der „Kommunistischen Plattform“ und der „Kommunistischen Arbeitsgemeinschaft“ in der PDS umgesehen. Nur die „Arbeitsgemeinschaft Junge GenossInnen“ kann definitiv ausschließen, dass sich der einstige Stasi-Mann in ihren Reihen aufhielt: Der Mann ist über 70 Jahre alt.
Bei seiner Suche nach Extremisten ist „Förster“ durch besondere Zurückhaltung aufgefallen. Meist habe er kaum etwas gesagt, sich aber für Veröffentlichungen interessiert, so ein Mitarbeiter der „Kreuzberger Bezirksorganisation“. Stundenlang habe er im Büro gesessen und Flugblätter studiert. „Besonders gut hat er dabei nicht recherchiert“, sagt der PDS-Abgeordnete Stefan Zillich, der zugleich Mitglied der Bezirksorganisation ist. So schreibt der Verfassungsschutz im Jahresbericht 1998 über einen nicht existierenden Vorsitzenden der Bezirksorganisation. Zugleich wurde den Kreuzberger Sozialisten unterstellt, sie würden „einem breiten Spektrum linksextremistischer Gruppierungen ihre Räume sowie logistische und finanzielle Ressourcen für deren (z. T.) militante Aktionen zur Verfügung stellen“.
Unklar ist allerdings, warum sich der V-Mann auch für den „Bund der Antifaschisten – Die PrenzelbergerInnen“ (BDA-P) interessierte. Nach Angaben eines Verfassungsschutzsprechers sei die Gruppe „kein Beobachtungsobjekt“. Auch im Berliner Verfassungsschutz wird sie nicht erwähnt. Dafür aber zeigt sich das Kölner Bundesamt bestens informiert: Der BDA-P sei 1998 „besonders aktiv“ gewesen, heißt es im aktuellsten Jahresbericht der Bundesbehörde. Bei internen Diskussionen des BDA-P soll „Förster“ versucht haben, mäßigend auf die Politik der Gruppe einzuwirken.
Besonders lange konnte sich „Förster“ allerdings nie bei den Zielen seines Geldgebers blicken lassen. Der V-Mann hatte eine besondere Art, sich unbeliebt zu machen: Er lieh sich häufig Geld von anderen, zahlte es aber nur selten zurück.
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