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Theaterprivatisierung kein Allheilmittel

Gestern wurde Christoph Stölzl zum neuen Kultursenator gewählt. Verhandlungen mit dem Bund über zusätzliche Fördermittel für die Hauptstadtkultur haben Priorität. Der Kulturetat steigt auf 1,1 Milliarden Mark

Kaum im Amt, konnte Berlins neuer Kultursenator wenigstens mit einer Neuigkeit aufwarten. Entgegen der Gewohnheit, den Landtag nicht für Senatspressekonferenzen zu nutzen, gab dort Christoph Stölzl gestern seinen Einstand. Geschadet hat dies dem hohen Hause wenig, wie die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Alice Ströver, fürchtete. Fünf Stunden nach der Wahl zum Senator für Wissenschaft und Kultur wollte Stölzl nicht mehr als „ein paar Grundgedanken zur Kulturpolitik skizzieren“. Überraschungen, wie etwa Aussagen zu Strukturreformen an den Berliner Bühnen, blieben außen vor.

Ebenso wie seine Vorgängerin, die gescheiterte CDU-Politikerin Christa Thoben, will sich der parteilose Stölzl für eine stärkere Beteiligung des Bundes an der Hauptstadtkultur einsetzen. Es solle beim Bund „das Interesse geweckt werden“, dass die großen kulturellen Institutionen der Stadt „weit über Berlin hinausreichen“. Deshalb müsse dem Bund bei der Subventionierung eine stärkere Rolle als bisher zukommen. Derzeit fördert der Bund das Land direkt mit rund 120 Millionen Mark jährlich.

Vor einem Mitregieren des Bundes in der Berliner Kulturpolitik habe er keine Angst, sagte Stölzl. Bereits jetzt würden Kulturinstitutionen wie der Martin-Gropius-Bau oder das Museum in Karlshorst zu 100 Prozent vom Bund finanziert, aber vom Land inhaltlich mitgetragen. Dies könne auch für andere Einrichtungen gelten.

Weniger Probleme als seine Vorgängerin erhofft sich der neue Kultursenator bei der Verteilung der Haushaltsmittel. Das auf 70 Millionen Mark geschätzte Finanzloch (bei einem Kulturetat von 1,1 Milliarden Mark) soll duch Zuwendungen aus den Ressorts Bauen und Wirtschaft sowie durch Lottogelder um 35 Millionen Mark verkleinert werden.

Auch die von Eberhard Diepgen angeregte Privatisierung der Bühnen bedeutet für Stölzl „kein Allheilmittel“ zur Lösung der Finanzprobleme. Dennoch, so Stölzl, müsse in „einer Bestandsaufnahme“ die Situation an jeder einzelnen Kulturinstitution beleuchtet werden, so dass langfristig in der Kultur weniger über Geld als vielmehr wieder über Inhalte geredet werden könne.

Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Jürgen Flimm, erklärte zur Wahl Stölzls, die wichtigste Aufgabe sei nun die Entschuldung der Berliner Theater. Die Kultur sei immer ein Zusatzgeschäft gewesen. „Manch einer denkt, man privatisiert es und dann läuft es von selber. Das ist natürlich Unsinn.“

ROLF LAUTENSCHLÄGER

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