Allergene für Mutti

■ Aktions-Netzwerk und Umweltberaterin warnen vor Pestiziden in Schnittblumen

Wenn Mama zum Muttertag morgen einen Blumenstrauß erwartet, tut sie sich und anderen damit möglicherweise keinen Gefallen. „In vielen Dritte-Welt-Ländern werden Schnittblumen unter katastrophalen sozialen und ökologischen Bedingungen angebaut“, sagt Patricia Renz vom „Food First Informations- und Aktions-Netzwerk“ (Fian). Die pestizidverseuchten Importblumen bewirkten in Europa bei FloristInnen Allergien und schadeten auch der Gesundheit der mit ihnen Beschenkten, ergänzt Christiane Meier, Umweltberaterin beim Bezirksamt Altona.

Renz und Meier präsentierten im Ottenser Einkaufszentrum Mercado eine Alternative. Seit 1999 gibt es ein Label für Blumen „aus menschen- und umweltschonender Produktion“. Fian, das sich für die Verwirklichung sozialer Menschenrechte einsetzt, trägt das Label zusammen mit Brot für die Welt, dem Blumen Groß- und Importhandelsverband (BGI), dem Fachverband Deutscher Floristen (FDF), der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt und terre des hommes.

Lediglich aus Kenia und Ecuador sind bisher Blumen zu beziehen, die die Kriterien des Labels erfüllen: existenzsichernde Löhne, Gewerkschaftsfreiheit, Verbot von Kinderarbeit, Gesundheitsvorsorge, veranwortlicher Umgang mit natürlichen Ressourcen, integrierter Pflanzenschutz und Verbot von hochgiftigen Pflanzenschutzmitteln.

„Ein Boykott anderer Blumen wäre allerdings nicht in Ordnung“, sagt Meier, „sonst fallen Arbeitsplätze weg.“ Indem KundInnen jedoch nach Blumen mit dem Label fragten und bereit seien, zehn bis 20 Pfennige mehr pro Stengel zu bezahlen, könnten sie dazu beitragen, die Produktionsbedingungen zu verbessern. Von einer Blume aus Kolumbien, die hierzulande für zwei Mark verkauft wird, erhält der die Blumenarbeiterin nur 0,06 Pfennige. Die Pestizide verseuchen das Grundwasser vor Ort und schädigen über die Nahrungskette den Menschen. Fehlgeburten und Missbildungen an Neugeborenen sind die Folge. Die Arbeiterinnen auf den Feldern erleiden zum Teil schwere Vergiftungen, berichtet Renz.

Das Label ist nur für Ware aus der Dritten Welt vorgesehen. Wer Blumen aus Deutschland kauft, sollte darauf achten, dass sie aus dem ökologischen Landbau stammen. Gernot Knödler