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Möllemann kann Grüne nicht schocken

Die FDP macht der SPD offen ihre Avancen. Das freut den einen oder anderen SPD-Minister. Äußerlich reagieren die Grünen ziemlich kühl. Sie müssen ihre Kraft voll auf die Koalitionsgespräche lenken

KÖLN taz ■ Ganz offiziell besuchte Jürgen W. Möllemann gestern Mittag den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement. Es handele sich um „orientierende Gespräche“, teilte ein Sprecher der Düsseldorfer Staatskanzlei mit.

Möllemann wähnte sich jedoch bei einem „ersten Sondierungsgespräch“ nach der Landtagswahl. Dass seine Partei der SPD zuvor bereits ein klares Koalitionsangebot unterbreitet haben soll, dementierte er.

Die Berliner Zeitung hatte gestern von einem geheimen Treffen zwischen Wolfgang Clement und dem früheren Bundestagsvizepräsidenten Burkhard Hirsch (FDP) berichtet. Man könne sich in kürzester Zeit auf ein sozialliberales Bündnis verständigen, soll er angeboten haben.

Das Abstimmungsverhalten von Nordrhein-Westfalen im Bundesrat stehe dabei nicht zur Disposition, so die Zeitung.

Für einen Koalitionswechsel plädiert mittlerweile ganz offen der nordrheinwestfälische Wirtschaftsminister Peer Steinbrück (SPD). Im WDR sagte er, die SPD werde nicht „auf Gedeih und Verderb“ in die Verhandlungen mit den Grünen gehen. Ein neues rot-grünes Kabinett müsse sichere Rahmenbedingungen für die Wirtschaft bieten. Die nicht nachlassenden Gerüchte über einen möglichen Partnertausch der SPD bewertete die grüne Landtagsfraktionsvorsitzende Sylvia Löhrmann als wenig beeindruckende „Rituale der Macht“. Zum Treffen zwischen Clement und Möllemann sagte sie: „Es wird in diesen Zeiten viel geredet.“

Am Samstag beginnen die Koalitionsverhandlungen zwischen Grünen und der SPD. „Nur darauf kommt es uns an“, sagt Löhrmann. Schwerpunkte der Gespräche sollen Bildungs-, Energie- und Verkehrspolitik sein. Neben Clement und SPD-Landeschef Franz Müntefering gehören der sozialdemokratischen Kommission noch zehn weitere SPD-Spitzenpolitiker an.

Die Grünen schicken insgesamt sieben Personen in die Runde. Angeführt wird die Delegation von den beiden Ministern Michael Vesper und Bärbel Höhn. Desweiteren sind die vier neu gewählten Fraktionsvorständler dabei. Als Vertreterin der Bundestagsfraktion sitzt deren Vorsitzende Kerstin Müller mit am Tisch.

Große Ratlosigkeit herrschte gestern noch darüber, an welchem Ort die Koalitionsgespräche stattfinden sollen.

PASCAL BEUKER

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