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Rhodarium kippt – die Rennbahn auch?

■ Todesstoß des SPD-Fraktionsvorsitzenden für das Parkprojekt mischt die politische Szene auf

Die Feststellung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Jens Böhrnsen, für das Tourismus-Projekt Rhodarium mangele es an Wirtschaftlichkeit und an Akzeptanz, hat gestern für fröhliche Verwirrung gesorgt. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff sorgt sich deshalb um die SPD-Umweltsenatorin Tine Wicher, die habe von ihrem Fraktionsvorsitzenden damit „eine Watschen“ bekommen. Der FDP-Landesvorsitzende Claus Jäger erklärte, er habe schon immer das Rhodarium und den Umbau der Rennbahn für „überflüssig“ gehalten, nun müsse aber die Hollerland-Trasse gebaut werden. Die Grünen klatschen Beifall („Weiter so, Herr Böhrnsen“) und die Jusos fordern, „alle Großprojekte“ müssten auf den Prüfstand. Allein die CDU-Beiräte aus Horn-Lehe sorgen sich um die Zukunft des Rhododendronparks.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende hatte die Umweltsenatorin vorab informiert, dass er sich öffentlich gegen das 50-Millionen-Mark-Projekt aussprechen wollte, für das Wischer gestritten hatte. Das Rhodarium sei nicht rentabel und die Bevölkerung wolle in dem Park ohne Tourismus-Rummel eintrittsfrei Lustwandeln, hatte Böhrnsen über den Weser Kurier verbreitet. Wenn die SPD-Fraktion dagegen sei, dann gehe es eben nicht, ließ Umweltsenatorin Wischer gestern erklären – mehr nicht.

„Einmalig“ sei der Stil, so etwas weder mit dem Koalitionspartner noch mit dem Senat abzusprechen, konterte Jens Eckhof. Noch vor wenigen Wochen habe Böhrnsen für das Rhodarium gestritten. Nach Eckhoffs Berechnungen würden auch bei einem Scheitern des Projekts 20 Millionen Mark verloren sein. Circa 13 Millionen sind bisher verplant und verbaut worden, die Arbeitszeit der Behördenmitarbeiter nicht gerechnet, einige Millionen wird die Sanierung der Gebäude und des Bodens im alten Rhododendron-Park kosten, wenn der Park nicht verfallen soll. „Scheinbar hat Herr Böhrnsen auch nicht darüber nachgedacht, welch erschreckendes Bild diese One-Man-Show auf Bremen wirft“, heißt es in Eckhoffs Erklärung wörtlich. Andere Investitionsprojekte stünden keineswegs auf dem Prüfstand.

Böhrnsen hatte auch die Subventionen für den Umbau der Rennbahn angesprochen und das Zuschuss-Limit bei 15 Millionen Mark angesetzt. Günter Gudert, Geschäftsführer der Rennbahn-GmbH, arbeitet seit Monaten an den Planungen für die Modernisierung: „Auf 15 Millionen kann man nicht reduzieren, ohne die Qualität zu verlieren.“ Die Umweltsprecherin der SPD-Fraktion, Traude Hammerström, sieht das anders. Die Initiative von Böhrnsen sei „ein Signal“. Wenn beim Rennbahn-Projekt der staatliche Zuschuss „nicht deutlich abgespeckt wird, dann ist das für die SPD vom Tisch.“

„Wir haben per Senatsbeschluss verabredet, dass beide Projekte für den bremischen Haushalt deutlich kostengünstiger realisiert werden sollen“, sagt Scherfs Sprecher Klaus Schlösser zu der Debatte. Für Scherf sei das Rhodarium keineswegs tot: „Diese Verabredung soll eingehalten werden – für beide Projekte.“

Böhrnsen will seine Position am kommenden Montag in der Fraktionssitzung der SPD erläutern und geht davon aus, dass sich ihm die Mehrheit anschließt. „Ein Zurück gibt es nicht mehr“, meinte sein Sprecher Werner Alfke. K.W.

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