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Altenwerder schafft den Ausgleich nicht

BUND verlangt Gesamtbilanz für Naturzerstörung bis Ende 2000  ■ Von Gernot Knödler

1996 sind die ersten Tiere und Pflanzen aus Altenwerder vertrieben worden. Bis heute aber hat der Senat nicht für einen Quadratzentimeter planierter Natur einen Ausgleich geschaffen. Das gehe viel zu langsam, findet der BUND. Die Umweltorganisation verlangt, die Wirtschaftsbehörde solle bis Ende des Jahres vorrechnen, wie sie den Schaden wieder gutmachen will.

Als Ausgleich für die Zerstörung Altenwerders hatte zunächst die Alte Süderelbe wieder zum Hauptstrom hin geöffnet werden sollen. Weil aus dem abgeschnittenen Flussarm jedoch im Laufe der Jahre ein wertvoller Naturraum geworden war, verzichteten SPD und GAL im Koalitionsvertrag auf die Öffnung, „sofern hieraus keine Gefährdung des Planfeststellungsbeschlusses zur Hafenerweiterung in Altenwerder erwächst“.

Dies bedurfte nach Auskunft der Umweltbehörde einer „komplizierten juristischen Prüfung“, bis zu deren Abschluss ein Jahr verging. Doch selbst danach habe die Wirtschaftsbehörde die „erforderliche Befassung des Senats“ mit einem Vorgehensvorschlag für den Ausgleich mehr als ein Jahr lang nicht vorangebracht, moniert der Landesrechnungshof in seinem aktuellen Jahresbericht. „So sind zwei Jahre ins Land gegangen, ohne dass der Ausgleich auch nur annähernd konkretisiert wurde“, kritisiert BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch.

Erst im Februar dieses Jahres beschloss der Senat offiziell, auf die Öffnung der Alten Süderelbe zu verzichten und in den nächsten vier Jahren 50 Millionen Mark für alternative Ausgleichsmaßnahmen bereitzustellen. Noch in diesem Jahr soll demnach mit den ersten Projekten begonnen werden.

Manfred Braasch hält das nicht für sinnvoll: Man könne mit dem Ausgleich nicht beginnen, solange nicht bekannt sei, ob alle geplanten Vorhaben zusammen tatsächlich den nötigen Ausgleich schaffen können. „Man weiß ja dann gar nicht, ob man unterm Strich das richtige Konzept verfolgt“, gibt der BUND-Geschäftsführer zu bedenken. Im schlimmsten Fall wäre das Geld weg und die Zerstörung Altenwerders nicht ausgeglichen.

Die Wirtschafts- und die Umweltbehörde haben Arbeitsgruppen gebildet, die in einem 3000 Hektar großen Gebiet zwischen Elbe und Geestkante sowie zwischen Cranz und der Alten Süderelbe nach Ausgleichsmöglichkeiten suchen. So könnten zum Beispiel der Fischaustausch zwischen Strom- und Alter Süderelbe verbessert und die Randbereiche von Gräben naturnah gestaltet werden. Eine Bewertung der einzelnen Maßnahmen sei allerdings erst möglich, wenn sie zu Ende geplant und begutachtet seien, sagt Andreas Richter von der Wirtschaftsbehörde.

An acht solcher Gutachten werde derzeit gearbeitet. Drei weitere stünden kurz vor der Vergabe. Erst wenn sie und möglicherweise weitere Gutachten fertig sind, ist aus Sicht der Wirtschaftsbehörde die geforderte Gesamtbilanz aller Ausgleichsmaßnahmen möglich.

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