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„Die AG RumBa hat Spuren hinterlassen“

Gerd Neubeck, Oberstaatsanwalt aus Franken und neuer Vizechef der Polizei, über seine ersten drei Monate im Amt

taz: Wie ergeht es einem ehemaligen Oberstaatsanwalt aus Franken, der keinerlei Stallgeruch hat, bei der Berliner Polizei?

Gerd Neubeck: Bisher ist es mir sehr gut ergangen. Ich fühle mich sehr wohl bei der Berliner Polizei. Dass ich keinen Stallgeruch habe, sehe ich eher als Vorteil an. Ich meine, dass mir viele vollkommen unbefangen gegenüber treten können, weil ich nicht durch irgendetwas vorbelastet und mit niemandem verbandelt bin.

Haben Sie Animositäten zu spüren bekommen?

So etwas habe ich bisher in keiner Weise erlebt, weder offen noch verdeckt. Im Gegenteil. Ich bin sehr offen und freundlich aufgenommen worden. Das hat mir den Einstieg sehr erleichert.

Wie kommen Sie mit den diversen Affären und Streitigkeiten innerhalb der Polizei zurecht?

Ich habe eine riesige Behörde vorgefunden, die ich in ihren Verästelungen noch gar nicht kenne. Ich bin momentan dabei, mich sachkundig zu machen, indem ich rausgehe, mir Dienststellen angucke und auf allen Ebenen möglichst viele Gespräche führe. Wie überall, wo Menschen zusammenwirken, gibt es natürlich auch Ärger und Dinge, die nicht so schön sind. Aber von großmächtigen Affären würde ich nicht sprechen.

Seit der Affäre „RumBa“ herrscht zwischen Kripo und Schupo doch ein regelrechter Grabenkrieg.

Das kann ich so nicht bestätigen. Bevor ich gekommen bin, habe ich mir aus dem Internet diverse Zeitungsartikel über die Berliner Polizei besorgt. Nach der Lektüre habe ich gedacht, da wird ja einiges auf dich zukommen.Was ich bei meinem Amtsantritt dann vorgefunden habe, hat mich positiv überrascht. Diese spezielle Geschichte „AG RumBa“ hat natürlich Spuren in der Berliner Polizei hinterlassen. Wenn man sich vorstellt, in welche Situation einige Mitarbeiter der Polizei gekommen sind, ist das gut nachvollziehbar. Aber von Gräben oder gar Grabenkrieg zu sprechen, halte ich für weit überzogen. Schutz- und Kriminalpolizei arbeiten zusammen. Wir sitzen jeden Tag an einem Tisch. Auch auf der obersten Ebene kann von Animositäten keine Rede sein.

Unter der Hand ist zu hören, dass das Verhältnis zwischen Kripo und Schupo seit der Affäre RumBa vollkommen zerrüttet ist. Wie kann man das wieder kitten?

Ich möchte es noch einmal sagen: Das Verhältnis ist nicht so, wie es immer wieder beschrieben wird. In einzelnen Fällen gibt es Spannungen und auch Nachwehen, die auf die RumBa-Sache zurückzuführen sind. Verbessern kann man ein Verhältnis zwischen Menschen immer nur dann, wenn man sich mit ihnen beschäftigt und mit ihnen spricht. Ich sehe das auch als meine Aufgabe an, als jemand, der weder auf der einen noch auf der anderen Seite steht, vermittelnd und ausgleichend zu wirken.

Als erstes müssten die Vorgänge von der Polizeiführung zusammen mit den Beteiligten aufgearbeitet werden.

Zuerst muss der Ausgang der Strafverfahren abgewartet werden. Danach wird man sich Gedanken machen müssen, ob das alles so richtig gewesen ist oder ob man etwas anders hätte machen können oder müssen. Das wird sicherlich noch kommen.

Sie werden von Insidern als Kronprinz gehandelt, der Polizeipräsident Saberschinsky beerben soll. Können Sie sich vorstellen, die Berliner Polizei einmal zu leiten?

Ich bin als Vizepräsident angetreten und noch nicht einmal drei Monate im Amt. Es wäre vermessen von mir, mich in die Rolle des künftigen Polizeipräsidenten zu denken. Das tue ich nicht. Ich kann nur sagen, dass ich mit Herrn Saberschinsky sehr gut zusammenarbeite. Er ist sehr bemüht, mir all die Vorgänge, die ich nicht kenne, nahe zu bringen. Ich fühle mich in meiner derzeitigen Rolle sehr wohl.

INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE

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