: Büro leer – Medienfuzzi rein
Multimedia-Unternehmen pushen Nachfrage bei Gewerbe-Immobilien ■ Von Gernot Knödler
Medien-Unternehmen sind es, die es bringen. Wie die großen Makler-Firmen Blumenauer, Engel&Völkers sowie Jones Lang Lassalle übereinstimmend berichten, haben sie wesentlich dazu beigetragen, dass im vergangenen Jahr soviel Bürofläche vermietet wurde wie nie zuvor: 430.000 Quadratmeter. Weniger als fünf Prozent der rund 11,8 Millionen Quadratmeter Bürofläche standen leer. In diesem Jahr wird auch die taz hamburg per Umzug die Statistik aufpeppen.
Dass es Firmen aus dem Bereich EDV/Neue Medien sind, die den Immobilienboom anheizen, freut Stadtentwicklungssentor Willfried Maier (GAL). Blumenauer nennt als Beispiele AOL, interactive media, Doubleclick und Alta Vista. „Damit kehren die produktivsten Zweige der Ökonomie wieder in die Stadt zurück“, stellt der Senator fest. In den Augen Maiers ist das ein Beleg für die These, dass diese Dienstleistungsunternehmen eine kompakte städtische Struktur brauchen, die ihnen Anwälte, PR-Berater sowie Putzmänner und -frauen in der Nachbarschaft bietet.
Noch im vergangenen Jahr hatten Engel&Völkers prognostiziert, der Leerstand werde sich bei sechs Prozent einpendeln. Auch Blumenauer spricht von einem „überraschend guten Ergebnis“. Für die VermieterInnen ist es noch viel besser, weil laut Engel&Völkers viele der leeren Büros de facto gar nicht vermietet werden können: Etwa 200.000 Quadratmeter müssten von Grund auf saniert werden, sind kontaminiert oder Gegenstand von Rechststreitigkeiten. Blumenauer spricht von Büros, die aufgrund „veralteter Zuschnitte und suboptimaler Lagekriterien nicht mehr wettbewerbsfähig“ seien.
Dementsprechend war es vor allem bei Neubauten leicht, MieterInnen zu finden, umso mehr, wenn sie in der Innenstadt, am Hafen oder in der City Süd lagen. Die Mieten zogen nach Beobachtung von Blumenauer allgemein um drei bis fünf Prozent an: 1A-Büros in Sahnelage, etwa am Hafen, kosten den Erstbezieher in Ausnahmenfällen auch mal 50 Mark pro Quadratmeter. Andererseits sind auch innerhalb des Wallrings Büros schon für 20 Mark zu haben. Im Schanzenviertel liegt die Spanne bei 15 bis 26 Mark für den Quadratmeter.
Bis die ersten Teile der Hafencity gebaut seien, werde Hamburg „unter dem Mangel an größeren zusammenhängenden Büroflächen zu leiden haben“, warnt Blumenauer. Denn auch im laufenden Jahr würden lediglich 100-150.000 Quadratmeter neuer Bürofläche angeboten. Engel&Völkers sieht das gelassener: 2001 und 2002 würden rund 500.000 Quadratmeter neu auf den Markt kommen. Es sei daher nicht davon auszugehen dass die Preise ins Kraut schießen.
Um die dümpelnde Nachfrage in diesem Jahr zu stützen, hat sich die taz hamburg entschlossen, den Markt anzuheizen. Außerdem wollen sich die TazlerInnen nicht weiter mit Substandard-Büros zufriedengeben. Das Medien-Unternehmen zieht daher am 1. Juli in die Altonaer Harkortstraße um.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen